Was uns bewegt: Krisen, ihre Bewältigung und – Pädophilie

DDr. Prim. Michael Lehofer kennt die menschliche Psyche. Der Facharzt für Psychiatrie, Neurologie, klinische Psychologie und Psychotherapeut ist auch Philosoph und Autor zahlreicher Bücher. Wir sprachen mit ihm über Genuss, Krisen, Gelassenheit und auch – angeregt durch den Fall Teichtmeister - Pädophilie.

Bis vor gar nicht so langer Zeit waren psychische Erkrankungen von der Gesellschaft stigmatisiert, zum Teil sind sie es leider auch heute noch. „Menschen, die an einer solchen Erkrankung leiden, werden geächtet, was zusätzlich zum krankheitsbedingten Leiden eine große Belastung darstellt.“ So schildert der langjährige ärztliche Direktor des Landeskranken- hauses Graz II, Michael Lehofer, die Situation der Betroffenen.

„Zum Glück hat sich in den letzten Jahren einiges verändert.“ Man fange an zu begreifen, dass es keine Schande sei, an einer psychischen Erkrankung zu leiden.

„Kranksein, ob körperlich oder psychisch, gehört zu unserem Schicksal und ist quasi ein Ausdruck von Normalität. Kranken gebührt unser Mitgefühl.“ 

Genuss, so der Psychiater, habe sehr viel mit der Wahrnehmung zu tun. „Wenn wir chronisch angespannt sind, können wir weniger wahrnehmen. Insofern hat unsere Fähigkeit, zu genießen, mit dem individuellen Stresslevel zu tun.“

Auch zum Thema Krisen hat sich Lehofer Gedanken gemacht. „Zweifelsohne benötigen wir Krisen, um stärker zu werden. Sie sind Situationen der existenziellen Bedrohung. Wenn das Beharren auf der eigenen Identität nicht mehr funktioniert, muss ich mich ändern, um zu überleben. Und genau das ist die Chance, die in Krisen steckt.“

Wichtig sind auch Geduld und Gelassenheit. „Bis zu einem gewissen Grad kann man beides lernen. Wenn einen das Leben lehrt, das Ungeduld nichts bringt oder die Situation sogar schlimmer macht, ist das eine Lektion für Geduld. Gelassenheit hingegen ist die Fähigkeit, Dinge sein lassen zu können, die man nicht ändern kann. Viele Menschen versuchen ständig, Tatsachen statt ihre Probleme zu lösen. Tatsachen und Probleme unterscheiden zu lernen, wäre ein guter Schritt in Richtung Gelassenheit.“

Angesprochen auf den aktuellen Fall des Schauspielers Florian Teichtmeister, bei dem unzählige pornografische Bilder von Kindern und Jugendlichen gefunden wurden, bezieht Michael Lehofer klar Position: „Das ist natürlich Missbrauch, denn den Bildern liegt ja ein Missbrauch zugrunde. Abgesehen davon, dass so etwas zutiefst abstoßend ist, wird die Existenz eines Geschäftsmodells, das auf dem Missbrauch von Kindern beruht, durch den Konsum dieser Bilder erst möglich. Sobald man diese Bilder besitzt, ist man Teil eines Täternetzwerks.“ Pädophilie sei jedenfalls nicht angeboren. Therapeutische Möglichkeiten gibt es, die Prognose sei jedoch, so Lehofer, grundsätzlich relativ schlecht.

Lehofer hat auch einige Bücher geschrieben – als alleiniger Autor sind es sechs. Zeit zum Schreiben findet der Arzt abends und am Wochenende. „Es ist eine Art Freizeitbeschäftigung für mich.“

Neben dem Schreiben ist Michael Lehofer „ein begeisterter Genießer von Kultur in jeglicher Form“. Insbesondere das Theater und die bildende Kunst haben es ihm angetan. Das passt gewissermaßen zu seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender des Universalmuseums Joanneum. Zusätzlich ist ihm jedoch auch die Bewegung in der Natur wichtig – Zitat: „Ich liebe die Natur.“

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Peter ist trocken – und im Ressidorf glücklich

Seit 2018 wohnt Peter im Obdachlosenheim Ressidorf der Caritas in der Herrgottwiesgasse in Graz. Als wir ihn kennenlernten, war er schwerer Alkoholiker, der sogar schon an Leberzirrhose erkrankt war. Nach vier Jahren haben wir ihn wieder getroffen – Peter ist trocken und es geht im heute gesundheitlich relativ gut.

Rund 15 Flaschen Wein hat Peter gebraucht – pro Tag. „Vier Flaschen waren allein nötig, damit das Zittern aufhörte. Ich war im Dauerrausch.“ Zum Schluss sei er schon gelb im Gesicht gewesen, erzählt der Ressidorf-Bewohner. Seine Leberwerte seien bei mehr als 5.000 gelegen. Normal sind Werte zwischen 10 und 50. „Außerdem hatte ich von der vielen Flüssigkeit Wasser im Bauch.“

Der Entzug ist ihm mit Hilfe des Teams des Landeskrankenhauses Graz Süd – früher LKH Siegmund Freud – im zweiten Anlauf gelungen. Eine erste Behandlung brach der Alkoholiker ab. „Ich hab wieder gesoffen, bald ging es mir noch viel schlechter. Dann hat mir der Arzt erklärt, es gäbe zwei Möglichkeiten – weitersaufen oder leben.“ Peter begab sich ein zweites Mal zur Entzugsbehandlung, die erfolgreich war. Von 148 auf 80 Kilogramm ist er während seiner Therapie abgemagert. Die Leberwerte sind auf 37 gesunken. „Als ich aus der Klinik kam, habe ich mich als Spargeltarzan gefühlt“, schmunzelt der sympathische Mann. Inzwischen ist das Gewicht wieder auf 100 Kilogramm gestiegen. „Nicht, weil ich wieder trinke, sondern weil ich gerne esse, vor allem Pizza.“

Medikamente muss er täglich schlucken. Unter anderem wegen eines Bandscheibenvorfalls. 250 Euro gibt er im Monat dafür aus, weil die Krankenkasse nicht die vollen Kosten übernimmt. Die Unterkunft im Ressidorf kommt auf weitere 220 Euro Unkostenbeitrag. Sein Einkommen monatlich sind rund 1.300 Euro Rehageld, davon kann Peter „gut leben“.

Im Ressidorf bewohnt Peter ein Wohnmodul in Holzbauweise, es ist rund acht Quadratmeter groß. Die eigenen vier Wände stehen ihm aber erst seit zwei Jahren zur Verfügung, denn vorher hatte er noch einen Mitbewohner. Er fühlt sich überglücklich. Eingerichtet ist die Unterkunft natürlich bescheiden, aber Spielekonsole, Fernseher, Kühlschrank, Mikrowelle und Minibackofen sowie Kaffeemaschine empfindet Peter als puren Luxus und Segen.

Für seine Mitbewohner im Dorf kocht er jeden zweiten Tag. „Am liebsten koche ich meine Lieblingsspeise Wurstgröstl.“ Die Kosten für die Lebensmittel streckt er vor, beim Essen werden für die Gäste meist vier Euro Unkostenbeitrag fällig.

Das Leben als trockener Alkoholiker ist in seinem Umfeld nicht leicht. „Alle Mitbewohner hier sind alkoholsüchtig. Da kommt man nur mit eisernem Willen durch.“ Peters Lieblingsgetränk ist inzwischen der alkoholfreie Gösser Radler. „Ich bleibe bei 0,0 Promille“, lacht der trockene Alkoholiker. Peters größter Wunsch ist es, seinen Sohn wieder zu treffen. Seit zehn Jahren hat er ihn nicht mehr gesehen. Heuer ist das Kind zwölf Jahre alt. „Ich muss noch Auflagen erfüllen, bis ich ihn wieder sehen darf. Leider habe ich in meinem Leben viel Blödsinn gemacht.“ Er spricht damit seine Vorstrafen an, insgesamt drei Jahre ist er im Gefängnis gesessen. „Im Rausch bin ich aggressiv geworden und auf andere Menschen losgegangen, da reichte eine Kleinigkeit”, erinnert er sich.

Selbst ist Peter bei Pflegeeltern aufgewachsen. „Die waren immer lieb zu mir, obwohl ich ein sehr schwieriges Kind war.“ Er pflegt immer noch einen guten Kontakt zu ihnen. Mittlerweile ist der Ressidorf-Bewohner auch seine Schulden los. „Ungefähr 3.000 Euro waren das. Ich habe zwar immer in meinem erlernten Beruf als Bäcker und Konditor gearbeitet, aber das ganze Geld habe ich in Alkohol umgesetzt.“

Zuletzt hat Peter sein Geld nicht mehr in Alkohol, sondern in ein Fahrrad investiert. Das hat er zum Sonderpreis erstanden. „Seitdem bin ich viel unterwegs und fahre durch die Gegend. In einem Monat bin ich bereits 1.000 Kilometer darauf gefahren.“ Ein Nachbar aus dem Dorf begleitet ihn manchmal. „Das ist der Mauki, wir sagen ,Gartenzwerg‘ zu ihm. Er ist Alkoholiker, aber wenn ich ihn zum Radfahren mitnehme, trinkt er vorher absolut nichts. Wir radeln dann nach Kalsdorf-Fernitz und wieder zurück hierher ins Ressidorf. Am Schluss tut ihm zwar der Hintern weh, trotzdem fragt er sofort, ob ich ihn wieder mitnehme.“

Der geheilte Alkoholiker möchte sein Leben „auf die Reihe kriegen“, wie er es ausdrückt. „Momentan bin ich bei 50 Prozent.” Darum will er auch nicht so schnell aus dem Ressidorf ausziehen: „Ich muss erst 100 Prozent erreichen, dann kann ich sagen, ich habe es geschafft.“

Besondere Menschen sind für Peter die Leiter des Ressidorfes, Pierre und Mario Payer. „Sie lassen uns nicht spüren, dass wir anders sind. Sie helfen uns, wo sie können. Sie versuchen immer wieder, auf jeden einzelnen Bewohner einzuwirken, damit dieser das Beste aus sich macht.“

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„Ich bin überzeugt, dass es uns allen besser geht, wenn wir im Sinne unseres Glaubens leben!” Bischof Wilhelm Krautwaschl in einem sehr persönlichen Frühstücksgespräch mit dem Journal Graz.

 

Herr Bischof, wann in Ihrem Leben haben Sie sich dazu entschlossen, Priester zu werden? Gab es einen konkreten Auslöser für den Entschluss?

Das reifte über die Jahre. Ich bin in einer katholischen Familie aufgewachsen, bei uns daheim waren Glaube und Bindung zur Kirche von Bedeutung. Ich war dann Ministrant, stets in der Pfarre aktiv, und das hat auch den Entschluss reifen lassen, Priester zu werden. Dabei wurde ich immer von Priestern meiner Heimat begleitet.

 

Sie gelten allgemein als sehr freundlicher und volksnaher Bischof. Hilft dieses Naturell bei der Amtsführung?

Gegenfrage – können Sie sich einen unfreundlichen Bischof vorstellen? Würde mir nichts an den Menschen liegen, wäre ich wohl fehl am Platz.

 

Können Sie auch einmal böse auf jemand sein?

Ich kann mich schon ärgern. Aber lange böse bin ich - normalerweise - nicht, und nachtragend auch nicht.

 

Was ist schwieriger: Priester in einer Gemeinde oder Bischof zu sein?

Aus meiner Sicht Bischof, denn für eine so große Anzahl von Menschen da zu sein in einer großen Diözese wie der unseren, ist alles andere als einfach. Für Priester ist der Raum vielfach überblickbarer.

 

Sie schreiben auf Ihrer Homepage in der Rubrik „Besondere Sätze“: „Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ.“ Warum ist dieser Spruch für Sie so besonders?

Ich sehe mich nicht als abgesetzt von den Menschen durch mein Amt. Ich bin einer von allen. Ich bin getaufter Christ und daher mit allen Christinnen und Christen unterwegs zum Ziel, das wir Gott nennen. In meinem Amt gilt es aber, dies für die Menschen sichtbar zu machen. Der heilige Augustinus hat geschrieben, dass die wichtigere Berufung im Leben eines Menschen die zum Christsein ist; der Dienst - und das schreckt ihn, wie er schreibt - ist einer für die Menschen.

 

Wie viele Priester gibt es in der Diözese  und wie viele würden gebraucht?

Derzeit sind wir etwa 360 Ordens- und Diözesanpriester – für 380 Pfarren und verschiedene spezielle Seelsorgebereiche. Man sieht, das geht sich nicht aus. Gleichzeitig wird die Zahl der Katholiken kleiner. Deshalb setzen wir auf noch überschaubare Seelsorgeräume, auf größere Einheiten mit mehreren Priestern, die mehrere Pfarren mit unterschiedlichen Verantwortungen gemeinsam begleiten, sodass es überall lebendige Gemeinden geben kann. Immer wieder kommen ausländische Priester zu uns und arbeiten bei uns mit.

 

Was kann die katholische Kirche gegen den Priestermangel tun?

Das mit dem Mangel ist so eine Sache: Der Begriff „Mangel” ist eine Bezugsgröße - es „mangelt”, weil man eine gewisse Größe im Hinterkopf hat, gegenüber der die vorgefundene Situation als Mangel empfunden wird. Weltweit gesehen nehmen Priesterberufungen zu, wenn ich nach Afrika schaue oder Lateinamerika. Da gibt es - wenn bloß die Zahlen betrachtet werden - noch weit größeren „Mangel”, der dort aber gar nicht so sehr als Mangel empfunden wird. Wie das bei uns weitergeht mit der schnell abnehmenden Zahl an Priestern, weiß ich nicht. Wenn der Glaube an sich für weniger Menschen wichtig ist, dann ist naheliegend, dass auch das Priestersein an Attraktivität verliert und auch weniger Menschen diesen Dienst ausüben. Was das allerdings auch an Verlust mitbringt, spüren derzeit so manche. Wir bemühen uns sehr, zum Gelingen der Gesellschaft beizutragen, auf verschiedensten Ebenen, im gemeinsamen Feiern, in der Caritas. Im Gebet und in Taten unterstützen wir Notleidende - auch jetzt in den vielfältigen Herausforderungen unserer Tage. Da ist viel positive Energie, und als Priester kann man in den Gemeinden viel Gutes bewirken. Priester zu sein, ist aus meiner Sicht ein schöner und wichtiger Beruf.

 

Fast 12.000 Katholiken sind in der Steiermark im vergangenen Jahr aus der Katholischen Kirche ausgetreten. Worauf führen Sie das zurück?

Große Institutionen verlieren weltweit an Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Relevanz. Gleichzeitig fallen die Menschen zurück auf sich selbst. Oft zählt nur das eigene Befinden. Das Abwägen des Guten und weniger Guten geht verloren, und damit auch die Schattierungen des Lebens - es gibt eben nicht nur „entweder - oder”, nicht nur „schwarz - weiß”. Wir haben einen massiven Austrittsanstieg während der Corona-Zeit erlebt, weil wir Bischöfe eine alte moralische Güterabwägung in Erinnerung gerufen haben, dass nämlich in Krisenzeiten da und dort das Gemeinwohl über das Wohl der einzelnen gestellt werden kann, um daraus eine gereifte persönliche Entscheidung herauszufordern, was aber scheinbar als Verpflichtung, sich impfen zu lassen, verstanden wurde. Die Menschen treten aus der Kirche aus, sie kündigen Zeitungsabos, verlassen Vereine und Parteien. Da bricht in der Gesellschaft viel aus- einander, und ich sehe das mit Sorge.

 

Was sagen sie einem Menschen, der aus der Kirche austreten will?

Uns tut es um jede und jeden leid, die oder der unsere Gemeinschaft verlässt. Ich bin überzeugt, dass es uns allen besser geht, wenn wir im Sinne unseres Glaubens leben. Denn nur im Miteinander können wir vieles in unserer Welt voranbringen. Mit unserem Glauben ist eine gewaltige Hoffnung verbunden. Damit unser Glaubensleben funktionieren kann, brauchen wir die Kirche. Dazu kommt der soziale und kulturelle Wert der Kirche. Viele Ausgetretene sagen, sie glauben an Gott ohne die Kirche. Aber Glauben ist zwar persönlich, aber nicht bloß privat.

 

Wie kann die Katholische Kirche junge Menschen von sich überzeugen?

Wir wollen vor allem davon überzeugen, wie wertvoll gemeinschaftlich gelebter Glauben ist und die Leistungen der Kirche sind. Das ist schwierig. Denn Gott „schreit” nicht und ist daher im vieler alltäglicher Ablenkungen nicht leicht zu hören. Wir bemühen uns um spirituelle Angebote für junge Menschen. Wir machen z.B. Seelsorge auf großen Festivals, was gut ankommt. Und: Mit dem Religionsunterricht sind wir wöchentlich einige Stunden mit fast allen jungen Katholiken in Österreich zusammen. Aber eine universelle Lösung haben wir noch nicht gefunden.

 

Sie werden nächstes Jahr 60. Für einen Bischof ist das noch kein Zeitpunkt, langsam an die Pension zu denken. Wird der Geburtstag trotzdem eine Art Meilenstein für Sie sein?

Aktiver Bischof ist man üblicherweise bis 75, dann reicht man den Rücktritt vom aktiven Dienst ein. Ein runder Geburtstag ist etwas Schönes, man hat ein weiteres Jahrzehnt hoffentlich gut vollendet. Aber einen Meilenstein sehe ich nicht. Es ist noch viel zu tun.

 

Ist der Advent und Heiligen Abend nach wie vor für die Menschen noch eine besondere Zeit, in die Kirche zu gehen?

Tatsächlich gibt es in diesen Wochen Feiern, zu denen nach wie vor viele Menschen kommen. Dazu gehören auch adventliche Feiern wie die Segnung der Kränze, die Roraten, die Feiern am 24. Dezember, der Jahresschluss, Nikolausfeiern, das Sternsingen und vieles andere mehr. Das stimmt uns auch zuversichtlich für die Zukunft.                                                         Foto: Christian Jungwirth

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Dynamisches Duo im Cockpit des Grazer Flughafens

Seit etwas mehr als zwei Jahren hat der Flughafen Graz eine Doppel-Geschäftsführung. Wolfgang Grimus und Jürgen Löschnig sitzen gemeinsam am Steuer des Airports. Für die Flughafen Graz Betriebs GmbH inklusive der Tochtergesellschaften für die Abfertigung der Passagiere und Fracht sowie die Sicherheitsmannschaft arbeiten rund 280 Beschäftigte. Insgesamt sind am Standort Flughafen Graz derzeit etwa 800 Personen tätig.

Wolfgang Grimus ist für das Aviation-Segment zuständig. „Dazu zählt alles, was mit Fluglinien und Reiseveranstaltern zu tun hat, aber auch Marketing, Kommunikation und Fracht. Dazu kommt alles, was am Vorfeld passiert, also Flugzeugabfertigung und Check-in.“ Der Bereich Non-Aviation fällt in die Zuständigkeit von Jürgen Löschnig: Das sind die Finanzen, Personal, Gastronomie und Shops, Instandhaltung und Bau, Sicherheit sowie das Thema Green Airport. „Aber natürlich sind wir im ständigen Austausch – wir arbeiten im Team“, schildern die beiden Flughafen-Chefs. „Wir steuern eng abgestimmt und proaktiv. Gemeinsam wird die Strategie festgelegt”, versichert Grimus.

Der Flughafen Graz hat sich im Vorjahr weit besser entwickelt als geplant. „Im ersten Quartal hat sich der Corona-Lockdown noch sehr stark ausgewirkt, das Geschäft war verhalten“, berichtet Grimus. „Das liegt daran, dass wir einen hohen Anteil an Geschäftsreisenden haben. Ab April haben wir dann den positiven Trend gesehen, die Zahlen sind nach oben gegangen.“ 561.000 Passagiere frequentierten 2022 den Grazer Airport, zweieinhalb Mal so viel wie im Corona-Jahr davor.

Der touristische Reiseverkehr, der vor allem von Mai bis Oktober von den Urlaubs-Charterflügen getragen wird, sei nach Ende der Corona-Maßnahmen sehr schnell wieder im Steigflug gewesen, sagt Grimus. „Die Passagierzahlen im touristischen Segment lagen in der Chartersaison nur mehr um elf Prozent unter dem Wert des Vorkrisenjahres 2019. Die Menschen hatten wieder Lust auf Reisen, auf andere Kulturen, einfach die Füße in den Sand zu stecken. Und sie haben sich von der Teuerung nicht davon abhalten lassen, wieder einen Urlaub zu machen.“

Die Urlauber würden sich nicht von den Herausforderungen im Flugverkehr abhalten lassen, glauben die Flughafen-Geschäftsführer. „2022 waren Fluglinien, etliche Flughäfen und Sicherheitsfirmen vom starken Wachstum überrascht, da haben sich offenbar einige personalseitig unzureichend vorbereitet. Wir in Graz waren gut aufgestellt, aber wir sind natürlich nur ein Teil des Gesamtsystems. Wenn es in München, Frankfurt oder Amsterdam zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist, dann konnten wir in Graz noch so gut performen - einzelne Flüge kamen trotzdem verspätet an oder fanden gar nicht statt.“

Der positive Trend werde sich auch heuer fortzusetzen, sind Wolfgang Grimus und Jürgen Löschnig überzeugt. „Wir haben ein Streckenportfolio zusammengestellt, welches unser Programm deutlich auf 35 Zielflughäfen ausweitet.“ Neun Liniendestinationen werden von Graz aus im Sommerflugplan angeflogen, Berlin und Hamburg kommen im März bzw. Mai neu dazu. Im touristischen Bereich werden Chania/Kreta, Kefalonia und Larnaca/Zypern neu angeflogen. „Wir konnten Eurowings davon überzeugen, in Graz ihre elfte Basis zu eröffnen“, sagt Grimus. „Die Fluglinien finden Graz bzw. die Steiermark als Markt interessant und sehen das gute Potenzial.“

Ein wichtiges Anliegen ist dem Flughafen-Duo das Projekt Green Airport. Bis 2030 soll der Airport CO2-neutral werden. Seit fast drei Jahrzehnten sei der Flughafen Graz bemüht, Energie und CO2 einzusparen, betont Löschnig. In Zukunft soll auf allen geeigneten Flächen, egal ob auf den Gebäuden oder am Flughafengelände, Photovoltaik, Solarthermie oder auch Geothermie genutzt werden.

Beim Personal ist es gelungen, die bestehende Mannschaft an den Flughafen zu binden. Obwohl man in der Pandemie-Zeit drauf geachtet habe, niemand zu verlieren, suche man jetzt neue Mitarbeiter.  https://unser.flughafen-graz.at/

Wolfgang Grimus ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. „Ich bin ein Familienmensch“, erklärt der Geschäftsführer. Er liebt reisen, fährt gerne Ski, geht Laufen und spielt Golf, „auch wenn das letztere bei mir eher Landschaftspflege ist“, schmunzelt er. „Außerdem bin ich ein Genussmensch, ich liebe die orientalische Küche, verachte aber auch eine steirische Brettljause mit einem schönen Glas Sauvignon nicht.“

Auch Jürgen Löschnig ist verheiratet, er hat einen erwachsenen Sohn. „Sportlich mache ich alles, was irgendwie mit einem Ball zu tun hat. Ich spiele Tennis und ein bisschen Golf. Auch Fußball, Volleyball oder Handball habe ich betrieben.“ Mit seiner Familie fährt er gerne nach Kroatien ans Meer. „Lieblingsspeise habe ich keine, weil ich einfach gerne alles esse, was gut ist“, lacht er. „So gesehen bin ich ein einfacher Gast.“

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„Die Polizeiinspektionen in den Gemeinden sind das Herzstück unserer Sicherheit“

Mit 4,7 Milliarden Euro steht dem Innenministerium ein Rekordbudget im nächsten Jahr zur Verfügung. 700 Millionen Euro mehr als heuer wurden beschlossen. Innenminister Gerhard Karner will damit vor allem gegen Schlepperei und illegale Einwanderung sowie gegen jede Form von Extremismus und Terrorismus vorgehen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Bekämpfung der Computerkriminalität.

Bei der Cyberkriminalität hat es im Vorjahr laut Kriminalstatistik eine Steigerung um fast 30 Prozent gegeben, 46.000 Fälle wurden zur Anzeige gebracht - für den Innenminister ein untragbarer Zustand. Daher wird das Cybercrime-Competence-Center im Bundeskriminalamt in den kommenden drei Jahren von derzeit 70 auf 120 Experten aufgestockt. Bis Jahresende wird ein neues EDV-System für kriminalpolizeiliche Ermittlungen einen verbesserten Datenaustausch gewährleisten.

„Es gibt immer öfter Betrug im Internet, und die Dunkelziffer dürfte noch höher sein. Viele Menschen scheuen sich davor, eine Anzeige zu erstatten, wenn sie Opfer von Internet-Betrügern geworden sind“, befürchtet Karner. „Auf diesem Gebiet müssen die Menschen vorsichtiger werden!“

Gegen terroristische und extremistische Auswüchse werden Sondereinheiten wie die Cobra mit hochkarätigen Sonderfahrzeugen ausgestattet. Der Fuhrpark wird um ein Multifunktionsfahrzeug mit Sprengunterdrückungssystem zum Transport von Explosivstoffen und Kriegsmaterial, zwei sondergeschützte Mannschaftstransporter sowie einen sondergeschützten Transporter zur Verletztenbergung und Erstversorgung erweitert. Dazu kommen spezielle Helme samt Schutzausrüstung sowie eine neue Spezialausrüstung gegen chemische, biologische und radioaktive Gefahren.

„Wir haben ein Sammelsurium von Rechtsextremisten, die sich mit Coronaleugnern und Putin-Verstehern verbündet haben. Es ist eine kleine Gruppe, die aber unter sehr genauer Beobachtung des Staatsschutzes steht“, versichert der Innenminister.

Dritter Schwerpunkt bei der Sicherheit ist für Karner die Bekämpfung der Schlepperbanden. Dafür werde der Grenzschutz in Serbien und Ungarn aufgestockt, mit Drohnen will Österreich außerdem dazu beitragen, die serbisch-nordmazedonische Grenze zu sichern. Abschiebungen von illegalen Migranten sollen bereits in den Staaten des Westbalkans forciert werden. Um die Schlepper-Mafia in die Schranken zu weisen, werden auch neue Gerätschaften - 48 weitere Drohnen, Wärmebildbusse und acht Herzschlagdetektoren - und moderne Übertragungstechnik angeschafft.

Vor einem Jahr war Gerhard Karner noch 2. Landtagspräsident in Niederösterreich und Bürgermeister der kleinen Gemeinde Texingtal. Innenminister zu werden, damit hatte er damals nicht gerechnet. „Als mich Bundeskanzler Karl Nehammer gefragt hat, hatte ich vier Stunden Zeit, um mich zu entscheiden. Natürlich habe ich intensiv darüber nachgedacht und mich mit meiner Frau beraten. Nach eineinhalb Stunden habe ich dem Bundeskanzler zugesagt.“

Die Entscheidung, so Karner, sei absolut richtig gewesen. „Innenminister zu sein, ist eine sehr herausfordernde, aber auch spannende und schöne Aufgabe. Man ist für 38.000 Mitarbeiter, davon 32.000 Polizisten, verantwortlich. Diese Frauen und Männer auf den Polizeiinspektionen sind das Herzstück unserer Sicherheit. Ich habe in dem Jahr seit meiner Amtseinführung gesehen, dass unsere Exekutive exzellent aufgestellt ist, gut aus- und weitergebildet, dass sie sensibel und vernünftig ist im Umgang mit den Menschen, aber auch konsequent, wenn es notwendig ist.“ Die Polizeibeamten werden verbesserte Körperschutzausrüstungen erhalten, die Modernisierung der Dienststellen soll forciert werden, kündigt Karner an.

Ein „glattes Wiener Parkett“ hat der Innenminister nicht festgestellt. „Entscheidend ist, dass man versucht, mit Hausverstand, Konsequenz und Fleiß die Dinge anzupacken. Wenn man aufs Eis tanzten geht, ist das Parkett überall glatt, in Bregenz genauso wie in Eisenstadt oder eben in Wien.“

Bei der zuletzt viel kritisierten Unterbringung von Asylwerbern in Zelten spricht Karner erst einmal ein Lob aus. Gemeinden, Hilfsorganisationen und Länder hätten in diesem Jahr Unglaubliches geleistet. Rund 90.000 Menschen seien in der Grundversorgung, allein 56.000 davon seien Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, vor allem Frauen und Kinder.

„Auf der anderen Seite müssen wir sehen, dass sich heuer viele Menschen auf den Weg gemacht haben, die ihre Heimat aus wirtschaftlichen Gründen verließen und die keine Chance auf Asyl haben. Sie begeben sich häufig in die Hände von Schlepperbanden, diese müssen wir konsequent bekämpfen.“

Die Zelte würden für solche Wirtschaftsflüchtlinge genützt. „Auch um ihnen klar zu machen, dass sie in ihre Heimatländer zurückkehren müssen“, betont der Innenminister. „Natürlich ist das keine Dauerlösung, aber wir wollen damit verhindern, dass diese jungen Männer – und darum handelt es sich in der Hauptsache – selbstständig irgendwo eine Unterkunft suchen und sich dann auf unseren Bahnhöfen, Hauptplätzen oder vor Schulen und Kindergärten aufhalten. Das ist das Ziel.“

Kritik am Innenminister sei nichts Ungewöhnliches, sagt Karner. „In dieser Funktion darf man nicht weichgespült sein. „Ich bin seit 1995 in der Politik. Da lernt man, auszuteilen, aber man muss auch einstecken können. Kritik halte ich aus, ich kann es nur nicht ausstehen, wenn mit Unwahrheiten gearbeitet wird oder Angriffe ins Persönliche gehen.“

Ein eigenes Thema ist die zunehmende Zahl der Demonstrationen. Karner bekennt sich „zum hohen Gut der Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit“. Aufgabe der Polizei sei es unter anderem, diese Rechte zu schützen. „Gleichzeitig muss man aber dafür sorgen, dass die Wirtschaft arbeiten kann, sich die Menschen frei bewegen können. Das sensibel auszutarieren, ist keine leichte Aufgabe. Wenn man sich anschaut, welche Eskalationen es in anderen Ländern gibt, wo ganze Straßenzüge gebrannt haben, dann kann man von einer sensiblen und vernünftigen Herangehensweise in Österreich sprechen.“

Mit seiner Frau ist der Innenminister im nächsten Jahr 20 Jahre verheiratet. Die beiden besuchen manchmal auch gerne Graz. „Zuletzt waren wir dort beim Musikfestival Metal on the Hill. Ich höre generell gerne sehr harte und laute Musik“, schmunzelt Karner. Grundsätzlich versuche er, seine Familie aus seinem politischen Leben herauszuhalten.

Sportlich hat sich der Politiker vom begeisterten Fußballer zum ebenso begeisterten Fußballfan gewandelt. „Ich bin leidender Rapid-Fan“, bekennt er. Auch auf mittelhohen Bergen ist Karner als Wanderer unterwegs, „vor gar nicht langer Zeit auf der Teichalm“.                  Foto: BMI Karl Schober

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Priester zwischen Seelsorge und Seitenblicken

Dompfarrer Toni Faber

„Toni“ Faber ist seit einem Vierteljahrhundert Dompfarrer im Wiener Stephansdom. Er ist zwar in allen Medien präsent, sieht sich aber als ganz normalen Seelsorger. Der Dom ist für Faber aber auch ein mittelständisches Unternehmen, das er mit führt.

Rund 80 Mitarbeiter sind im Wiener Stephansdom tätig. Allein 30 werken in der Dombauhütte, die sich seit Jahrhunderten um die Erhaltung der gotischen Kathedrale kümmert. Weitere 40 Menschen arbeiten im Betriebsdienst, andere im Büro und den Spendenvereinen für den Stephansdom. „Ich bin ein Teil dieses Unternehmens, nicht der Chef, aber im Vorstand“, erklärt der Dompfarrer.

Neben seiner seelsorgerlichen Tätigkeit ist Toni Faber „in den vergangenen 25 Jahren immer mehr PR-Aufgaben nachgekommen“, wie er selber sagt. „Ich schreibe jede Woche eine Kolumne in einer Tageszeitung, die 300.000 Leser erreicht“, ist der Dompfarrer stolz. „Allein in dieser Woche habe ich zusätzlich einige Termine bei Veranstaltungen und mit Politikern, mein Leben ist wahnsinnig ausgefüllt, ich habe eine 80- bis 100-Stunden-Woche. Ich befinde mich mitten im reißenden Strom des Lebens und werde nicht nur mitgetrieben, sondern kann mit Schwerpunkte setzen.“

Kunst und Kultur liegen Faber besonders am Herzen. Mit vielen prominenten Künstlern wie Erwin Wurm oder Gottfried Helnwein hat er gemeinsame Projekte in Sankt Stephan umgesetzt.

Die Religion wurde Toni Faber nicht in die Wiege gelegt. „Ich stamme aus einer sehr einfachen Familie”, schildert er seine Herkunft. „Mein Papa war weder besonders katholisch, noch an Kunst interessiert.“ Er sei in die Religion eher hineingeschlittert, erinnert sich der Dompfarrer. Als Schüler sei die Pfarre seine zweite Heimat geworden. „An der Schule war ich erst Klassen-, dann Schulsprecher. Und in der Pfarre Jugend- und Jungscharverantwortlicher. Ich war ein Gschaftlhuber, gar nicht auf religiöser Basis, aber als Aktivist.“

Mit 17 Jahren änderte sich Toni Fabers Leben schlagartig. „Ich bekam von meiner Ärztin die Diagnose, dass mir ein Nierenversagen droht. Wenn ich Pech habe, meinte meine Ärztin, blieben mir noch zwei oder drei Jahre.“ Er habe nachgedacht und sei zu dem Schluss gekommen, wenn Gott ihm das Leben geschenkt habe, müsse er sich selbst fragen, was er für Gott tun könne.

Faber trat ins Priesterseminar ein. „Einsiedler wäre nichts für mich gewesen“, lacht er, „ich stand und stehe mitten im Leben.“ Das Seminar habe für ihn nichts bedeutet, „plötzlich vor der Hälfte der Weltbevölkerung Angst haben zu müssen, dass sie mich verführen könnte“, schmunzelt der Dompfarrer. „Man muss sich nur darüber klar werden, wie es sein wird, als Priester unverheiratet innerhalb der Kirche aktiv zu sein und einen Platz zu finden.“ Der Zölibat, so der Priester, werde ohnehin völlig überschätzt: „Wer denkt mit 18 schon ans Heiraten, da denkt man daran, eine Freundin zu haben und du schaut, ob es mit jemandem passt. Sicher habe ich mich dafür entschieden, auf eine eigene Ehe und eine eigene Familie zu verzichten. Inzwischen bin ich eh 60 Jahre alt, da sind eigene Kinder nicht mehr das Thema.“

Der Platz als Dompfarrer „mit seiner Vielzahl an Seelsorge, Management und PR“ sei offenbar für ihn bestimmt gewesen, und das macht Toni Faber glücklich. „Dass ich noch dazu ein ganz normaler Mensch im Herzen der Stadt sein kann, hätte ich nie für möglich gehalten.“ Die Seitenblicke-Gesellschaft, in der sich der Dompfarrer gerne bewegt, sei wie ein Dorf: „Jeder kennt jeden und man zieht gemeinsam von Hütte zu Hütte. Ich bin halt der Dorfpfarrer.“

Corona hat auch die Situation im Stephansdom beeinflusst. „Früher hatte ich bei der Abendmesse am Sonntag ungefähr 700 Besucher. Jetzt sind es weniger geworden.“ Am Glauben liege es aber nicht, ist Toni Faber überzeugt. „Ich habe in der Pfarre rund 100 Wiedereintritte im Jahr, mehr, als in meinem Zuständigkeitsbereich aus der Kirche austreten.“

Auch wenn Toni Faber privat unterwegs ist, trägt er zumindest das Kollar, den Priesterkragen. „Sonst glauben die Menschen nur, ich möchte mich verstecken. Ich bin halt bekannt wie ein bunter Hund. Es ist schon vorgekommen, dass ich in einem Lokal aufs WC gehe und mich ein leicht illuminierter Gast anspricht, ob ich echt bin. Dann wollte er bei mir unbedingt sofort die Beichte ablegen: Ich habe geantwortet: Sehr gerne, aber erst muss ich aufs Klo“, lacht der Pfarrer.

Das schönste und berührendste Erlebnis in seiner Tätigkeit als Priester hat Faber vor 30 Jahren gehabt. „Eine Dame kam damals zur Beichte, die sichtbar im horizontalen Gewerbe arbeitete. Sie erzählte mir, dass sie in ihrer Jugend von ihrem Vater missbraucht wurde, drogenabhängig sei und sich überlege, ob sie sich das Leben nehmen oder weiter ins Bordell arbeiten gehen solle.“ Er habe sich in diesem Moment völlig überfordert gefühlt, gesteht der Priester ein. „Da habe ich den lieben Gott gebeten, mir irgendetwas einzugeben, was ich der Dame sagen könnte. Dann sagte ich zu ihr, darf ich für Sie beten und Ihnen die Hände auflegen?“ Das habe er dann getan, und die Prostituierte habe ihm geantwortet: „So hat mich noch nie ein Mann berührt!“ Spontan umarmte sie Faber und verschwand in der Nacht. „Damals habe ich gespürt, allein für diese Begegnung hat es sich ausgezahlt, Priester zu werden.“

Im März ist Toni Faber 60 Jahre alt geworden. Er hat vor, bis 75 zu arbeiten, „aber nicht unbedingt in der gleichen Geschwindigkeit wie heute“. Derzeit hat der Dompfarrer nur am Montag frei. „Wenn da ab und zu auch ein Dienstag dazu käme, wäre das eine schöne Sache. Ich arbeite ja gerne, aber es tut einem halt gut, wenn man einmal spazieren gehen kann.“

Faber ist, wie er zugibt, ein Genussmensch. Seine Lieblingsweine kommen aus der Steiermark: der Gelbe Muskateller und der Sauvignon Blanc von Sabathi. Beim Essen hat er keine besonderen Vorlieben. „Kochen kann ich nicht, und ich lebe nach dem Motto: Friss die Hälfte. Würde ich alles essen, was mir angeboten wird, wäre ich kugelrund. Außerdem muss ich wegen meiner Nieren und meiner Bauchspeicheldrüse sowieso aufpassen. Aber das ist nur ein kleiner Verzicht.“

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