Klaudia Tanner ist die erste Frau an der Spitze des Verteidigungsministeriums. Wegen des Ukrainekriegs stehen dem Bundesheer in den nächsten Jahren zusätzliche Mittel zur Verfügung. Tanner will damit nicht nur Waffen und Gerät beschaffen, sondern auch die Miliz deutlich aufwerten.
Als 19. Verteidigungsministerin hat Klaudia Tanner ihr Amt am 7. Jänner 2020 angetreten. Unter ihren Vorgängern waren sogar Bruno Kreisky und Alois Mock, die das Ministeramt aber jeweils nur wenige Tage interimistisch übernommen hatten, wenn ein Führungswechsel im Ministerium anstand.
Die 53 Jahre alte Niederösterreicherin stammt aus einer Agrarfamilie – ihr Vater war Berufsimker -, hat Jus studiert und war als erste Frau Rechts- und Sozialreferentin im niederösterreichischen Bauernbund – eine ausgeprägte Männerdomäne. Nach einigen Jahren in der Privatwirtschaft avancierte Tanner zur ersten Direktorin des Bauernbundes in Niederösterreich.
„Mit dem Ministerposten im Verteidigungsressort habe ich meinen Traumjob gefunden“, schwärmt Tanner. „Ich fülle ihn mit vollem Einsatz, Freude und Leidenschaft aus. Und es hat mir immer Spaß gemacht, als Frau sozusagen Pionierarbeit zu leisten, Jobs zu übernehmen, die bisher Männern vorbehalten waren. Das prägt meine ganze Karriere.“
Insgesamt 16 Milliarden Euro hat das Bundesheer zusätzlich in den nächsten vier Jahren zur Verfügung. Wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine wurde das Budget kräftig erhöht. Fünf Milliarden davon sind allein für die Mobilität vorgesehen: Mannschaftstransporter sollen ebenso angekauft werden wie Hercules-Frachtflugzeuge oder Gerät für die Pioniere. Sieben Milliarden stehen für Panzer, Drohnenabwehrsysteme und die Aufklärung zur Verfügung, der Rest ist für Autarkie und Nachhaltigkeit geplant.
Mit dem höheren Budget wurde auch die „Mission Vorwärts“ ausgerufen – das Bundesheer soll in Zukunft unter dem Motto „Selbstbewusst, kampffähig, stark“ auftreten.
Aufgerüstet werden sollen die Eurofighter. Derzeit können die Abfangjäger ja nachts keine Ziele erfassen. Das wird sich ändern, zusätzlich schafft das Bundesheer Trainingsflugzeuge an, die auch die Eurofighter beim Einsatz in geringeren Höhen ergänzen sollen.
Angesichts des gar nicht so weit weg von unserer Grenze tobenden Ukraine-Kriegs bekennt sich die Ministerin zu einer modernen und starken Landesverteidigung: „Fakt ist und das habe ich immer wieder betont: Die Neutralität allein schützt uns nicht. Unser Bundesheer tut das. Daher braucht es eine moderne und starke militärische Landesverteidigung. Mit der Aufstockung des Verteidigungsbudgets, rüsten wir auch unser Bundesheer auf, um weiterhin unsere Neutralität sichern zu können. Die Neutralität allein ist kein Schutzschild für unser Land.“
Ein besonderes Anliegen sind Tanner die Frauen beim Heer. „Der Anfang war für die Frauen sicherlich nicht sehr leicht, aber die Jahre haben Erfahrung mit sich gebracht, und jetzt werden Frauen von ihren Kameraden akzeptiert.“ 645 weibliche Soldaten gibt es mittlerweile.
„Als erste Verteidigungsministerin Österreichs ist es mir natürlich ein Anliegen, Frauen auch in Führungspositionen zu besetzen. Auch hier konnten wir schon viel erreichen. Letztes Jahr haben wir die erste Regimentskommandantin im Versorgungsregiment 1 in Gratkorn ernannt, heuer haben wir seit Juli die erste Bataillonskommandantin im Stabsbataillon 6 in Tirol. In meinem Ressort haben wir außerdem zwei Frauen im Dienstgrad Brigadier. Damit schaffen wir Vorbildfunktionen und wollen Frauen Mut machen und zeigen, dass auch beim Bundesheer für sie alles möglich ist.“
Ein ganz wichtiges Thema ist für Tanner die Miliz. „Mit dieser wurde zuletzt sträflich umgegangen, sie wurde budgetär vernachlässigt. Das ändern wir jetzt sukzessive.“ Ausrüstung und Bewaffnung der Miliz würden aufgestockt.
Was die Milizübungen angeht, müsse wieder mehr trainiert werden. Während der Pandemie sei dies nicht möglich gewesen, nun gebe es aber wieder große Übungen mit mehreren tausend Soldaten. Eine Verlängerung des Grundwehrdienstes von sechs auf acht Monate schließt die Ministerin aus, aber: „Die Milizübungen müssen wieder verpflichtend werden - so, wie es ja eigentlich auch vorgesehen ist.“
Auch im Ministerium selbst sei die Miliz aufgewertet worden: „Es gibt ein eigenes Büro für sie mit eigener Struktur. Jeder Milizsoldat weiß: Ich bin ein Teil des Bundesheeres. Das ist eine Veränderung im Denken.“
Ein Resultat dieser neuen Sichtweise sei das Modell „Mein Dienst für Österreich“. Dieses biete die Möglichkeit, an den Grundwehrdienst freiwillig drei Monate anzuhängen. „Dafür bekommen die Soldaten 3.000 Euro netto im Monat. Das hört sich vielleicht viel an, wenn man aber bedenkt, dass das 24 Stunden Bereitschaft an sieben Tagen in der Woche bedingt, kommt ein anderer Stundenlohn zusammen.“
Um junge Menschen zu einer Laufbahn im Militärdienst zu bewegen, werden eine Reihe von Maßnahmen gesetzt. „Wir haben beispielsweise den freiwilligen Grundwehrdienst für Frauen ins Leben gerufen. Damit haben wir die Einstiegshürde für Frauen deutlich gesenkt und können stolz sagen, dass es wirkt. Nach nur drei Monaten haben wir 140 freiwilligen Meldungen. Abgesehen von dieser Maßnahme haben wir über 600 Informationsoffiziere, die an Schulen über das Bundesheer und die Landesverteidigung berichten.“
Klaudia Tanner bekennt sich zur großen Flugshow Airpower in der Steiermark. Diese findet alle zwei Jahre statt. „Gerade in Zeiten einer kriegerischen Auseinandersetzung in Europa ist es wichtig zu zeigen, was unsere Luftstreitkräfte können. Man darf auch nicht übersehen, dass die Airpower einer der größten Einsätze für die Miliz ist – sie ist für die Zutrittskontrollen verantwortlich und sorgt für die Sicherheit.“ Die zusätzliche Wertschöpfung für die Region Murtal sei genauso beachtlich wie der Zuwachs an Ruf im In- und Ausland.
Die Steiermark ist ein wichtiger Standort für das Bundesheer, unterstreicht die Verteidigungsministerin. „Wie wichtig uns das Bundesland ist, kann man unter anderem an der Modernisierung der Kaserne Feldbach sehen.“ Auch die Hubschrauberwerft wird in der Steiermark angesiedelt. „In Aigen werden außerdem 12 der 36 Maschinen der Helikopterflotte stationiert.“
Privat ist Klaudia Tanner eine leidenschaftliche Skifahrerin, schwimmt, tanzt und singt auch sehr gerne. Das schönste sei jedoch, die Zeit mit der Familie und mit Freunden zu verbringen. Die Ministerin ist verheiratet und Mutter einer 17 Jahre alten Tochter. Diese absolviert derzeit eine Lehre im Modehandel. Ihr größter Wunsch ist Gesundheit. „Dass man selbst gesund bleibt und auch die Lieben rundherum.“
Ausschlaggebend ist für Klaudia Tanner die Fähigkeit, seine Vorhaben umsetzen zu können. „So wie jetzt als Ministerin, den Blick immer nach vorne richten. Das Bundesheer ist in den vergangenen Jahren zu einem attraktiven Dienstgeber geworden, viele Menschen wollen zu uns. Darauf bin ich stolz, und das ist auch mein Wunsch, dass das so bleibt.“
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