Franziskaner aus Überzeugung


Von der oberösterreichischen Landwirtschaft über die Anden bis ins Franziskanerkloster nach Graz – Pater Andreas Holl ist ein Mann, der das Leben liebt und lebt. Mit einer ordentlichen Portion Neugier, Bodenständigkeit und einem feinen Sinn für Humor spricht er über Berufung, Herausforderungen und das kleine Glück im Alltag.

Wer Pater Andreas begegnet, begegnet einem Menschen, der vieles gesehen hat – und dabei nie den Blick für das Wesentliche verloren hat. Seit drei Jahren lebt der gebürtige Hausruckviertler im Franziskanerkloster in Graz. Doch Stationen wie Enns, Irland und vor allem Bolivien haben seine Sicht aufs Leben geprägt.

„Man sucht sich nicht aus, wo man hingeht – man geht dorthin, wo man gebraucht wird“, sagt der 59-Jährige mit ruhiger Selbstverständlichkeit. Gehorsam ist eines der drei zentralen Gelübde des Franziskanerordens, neben eheloser Keuschheit und Armut. Und dennoch: Sein Weg nach Graz war nicht bloß Pflicht, sondern auch Entscheidung – denn die Ausbildung junger Mitbrüder liegt ihm am Herzen.

Ein Leben für andere – und mit anderen

„Bruder“ ist für Pater Andreas mehr als nur ein Ordensbegriff. Es ist eine Haltung: geschwisterlich, offen, zugewandt. Das spürt man auch in der Gemeinschaft im Kloster, Elf Franziskaner im Alter von 26 bis 78 Jahren leben hier zusammen, teilen Gebetszeiten, Mahlzeiten und Aufgaben – mit einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit.

Pater Andreas Alltag beginnt früh: Um halb sechs Uhr morgens steht er auf, um sechs wird gemeinsam gebetet, um 6:30 Uhr die erste Messe gefeiert. „Wir versuchen immer, gemeinsam zu essen“, sagt er. „Wir haben zwar eine Köchin, aber beim Abwasch helfen wir natürlich auch mit.“ Der Alltag ist durchgebetet, aber nicht durchgeplant – zwischen Verantwortung, Seelsorge, Hausverwaltung und Ausbildung bleibt Raum für Begegnung.

 

Mit Herz und Humor

Pater Andreas ist jemand, der gerne lacht. Als junger Student war er bekannt für kleine Streiche, Verkleidungen und eine gewisse kreative Ausgelassenheit. Und ja – auch eine Sandale ist ihm schon einmal davongeflogen. „Die Schnallen brechen manchmal“, erzählt er schmunzelnd. „Aber solange sie noch gehen, trage ich sie.“

In seiner Liebe zur Musik und einem gewissen Hang zum Minimalismus entdeckte er die einfache irische Flöte (Feadog) – und zwar in Irland, wo er ein Studienjahr verbrachte. Als 15-Jähriger bastelte er mit seinem Bruder die erste Gitarre aus einem Tennisschläger. (Der Bruder ist dann auch Tischler geworden.) Musik ist geblieben – ebenso wie die Liebe zur Natur. Am liebsten geht er wandern bzw. bergsteigen, möglichst mit Hin- und Rückweg auf unterschiedlichen Pfaden. „Man sieht einfach mehr“.

 

Glaube mit Bodenhaftung

„Ich komme aus einer gläubigen Familie, aber ich habe mich selbst für meine Berufung entschieden.“ Nach der Matura stand er vor der Wahl: Landwirtschaft oder Kloster. „Theologie hat mich interessiert. Und ich dachte mir, Bauer kann ich später auch noch werden.“ 1983 trat er in den Orden ein, sechs Jahre später legte er seine ewige Profess ab, seit 1991 ist er Priester. „Erfolg ist keiner der Namen Gottes“, sagt er leise. „Es geht nicht um Applaus. Es ist ein Auftrag.“

Über 13 Jahre lebte er in Bolivien – eine prägende Zeit. „Wir Franziskaner sind ein missionarischer, aber kein Missionsorden“, erklärt er. „Der Austausch mit anderen Kulturen ist bereichernd.“ Heute spricht er Deutsch, Spanisch, Englisch  und liest Altgriechisch. Seine Offenheit für Menschen und Sprachen spiegelt sich auch in seiner Sicht auf die Weltkirche wider: „Wir sind Teil eines weltweiten Netzes. Das ist eine große Stärke.“

 

Gegenwart mit Weitblick

Natürlich hat auch er ein Handy, ein zusammengeklebtes Nokia, welches für ihn den Zweck erfüllt, „da mir Gespräche mit Menschen wichtiger sind”. Gerade das Sakrament der Beichte erfährt in der Grazer Franziskanerkirche rege Nachfrage. „Menschen suchen Stille, Orientierung, Vergebung“, sagt er. Und dabei braucht es keine perfekten Predigten: „Wenn mir einmal ein Wort nicht einfällt, umschreibe ich es einfach und hoffe, dass es trotzdem verständlich bleibt.“

„Franziskus ist ein Vorbild, seine Schöpfungsmystik, sein Sonnengesang – das inspiriert mich bis heute.“ Es sind diese Impulse, die ihm Kraft geben. Wie auch das einfache Gebet. „Ich bete dreimal am Tag – auch öfter, wenn’s mein Herz braucht.“

Ob auf Berggipfeln, in der Pfarre oder im Kloster: Pater Andreas ist ein Mann, der mit wachem Geist und offenem Herzen unterwegs ist. Vielleicht ist es genau diese Mischung aus Tiefe und Leichtigkeit, die ihn so besonders macht.

Und wenn ihm wieder einmal eine Sandale reißt? Dann nimmt er es mit Humor. Denn auch das ist Franziskus: Die Dinge mit Liebe – und einem Lächeln – zu tragen.

Pater Andreas Holl

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