• Home
  • Teaser
  • Ein Blick in den Maßnahmenvollzug Asten

Ein Blick in den Maßnahmenvollzug Asten


Oberstleutnant Christian Neubauer leitet seit dem 1. März 2024 offiziell das Forensisch therapeutische  Zentrum Asten. Sein Weg in den Strafvollzug begann 1997 im FTZ Garsten, wo er bis zu seinem Wechsel nach Asten tätig war. Seit dem 1. November 2020 ist er in Asten, zunächst als interimistischer Leiter, bevor er diese endgültig übernahm. Neubauer bringt nicht nur viel Erfahrung mit,  sondern auch eine klare Vision für die Zukunft des FTZ Asten.

Asten begann als Außenstelle der Ökonomie von Linz, wo Freigänger im gelockerten Vollzug 19 Hektar Land bewirtschafteten. 2010 wurde mit dem Neubau begonnen, und die Untergebrachten zogen ein. Erst im Jänner 2020 wurde Asten zu einer eigenständigen Justizanstalt. Heute ist Asten ein Haus mit vielen Professionen, in dem das Team und die Zusammenarbeit im Vordergrund stehen.

Neubauer legt großen Wert auf regel-mäßige Informationsveranstaltungen, um sicherzustellen, dass alle Bediensteten stets auf dem neuesten Stand sind. Dies ist Teil seiner Philosophie, die Transparenz und das Miteinander im Team zu fördern.

Die Justizanstalt Asten ist ausschließlich auf den Maßnahmenvollzug § 21/1 spezialisiert. Das bedeutet, dass die Untergebrachten zur Tatzeit aufgrund ihres psychischen Zustandes nicht zurechnungsfähig waren und keine Strafe, sondern eine Einweisung in die Maßnahme erhalten haben. Derzeit sind in Asten 240 Personen untergebracht, davon 56 geistig abnorme Rechtsbrecherinnen. Mit einem Zubau 2023 wurde die Kapazität auf 300 Betten erhöht.

In Asten sind 98 Prozent Einzelhaft-räume, aber pro Abteilung haben sie auch zwei Mann Belegungen. Da wird natürlich ganz genau hingeschaut, ob es mit den beiden Untergebrachten funktioniert. Der Vollzug ist wohngruppenorientiert, und nur in drei Abteilungen sind Justizwachebeamte tätig. Der Rest des Personals besteht aus Pflege- und Betreuungspersonal sowie diplomierten Sozialbetreuern. Insgesamt arbeiten 372 Mitarbeiter in der Anstalt.

 

Herr Oberstleutnant Neubauer, gibt es Chancen auf Entlassung?

Ein klares JA. Ein § 21/1 Unzurechnungsfähig Untergebrachter kann natürlich damit rechnen, „irgendwann“ entlassen zu werden. Der Weg dorthin verlangt Disziplin, sehr viele Auflagen müssen schon bei uns erfüllt werden. Nach einer erfolgreichen Behandlung in der Maßnahme in Asten und der Einstufung als ungefährlich können diese Menschen nicht gleich nach Hause gehen. NEIN, das läuft anders. Sie müssen eine lange Zeit in eine Nachsorgeeinrichtung, wo sie über einen längeren Zeitraum betreut werden. Wenn dann eine Wohnplatzzusage im Raum steht und das Gutachten passt, wird vom Gericht eine bedingte Entlassung ausgesprochen und sie können in dieser Nachsorgeeinrichtung bleiben. Diese Einrichtungen, wie beispielsweise Promente Traun, bereiten die Untergebrachten auf ein Leben nach der Maßnahme vor. Diese Nachsorge dauert in der Regel fünf bis zehn Jahre, in denen die Betroffenen weiterhin begleitet und überwacht werden.

Sie sind quasi noch zehn Jahre im System mit vielen Auflagen konfrontiert, so wie die ständige Kontrolle der Medikamenteneinnahme.

 

Förderung von Fähigkeiten und Selbstständigkeit

Für § 21/1 Untergebrachte besteht keine Arbeitspflicht. Wenn sie jedoch arbeiten, er- halten sie eine geringe Entlohnung, das sogenannte Therapiegeld. Für § 21/2 Unter-gebrachte, die einer Arbeitspflicht unter- liegen, gibt es eine reguläre Entlohnung. Beide Gruppen können ihr Geld einmal wöchentlich im internen Geschäft für den persönlichen Bedarf ausgeben.

Betreuer und Pfleger sind in der Justizanstalt überall im Einsatz, um die Untergebrachten bei alltäglichen Aufgaben wie dem Putzen der Küche oder dem Aufräumen ihrer Zimmer und vieles mehr zu unterstützen. Diese Tätigkeiten werden als Ausbildung geführt, da sie angeleitet und begleitet werden. Zudem gibt es ergotherapeutische Betriebe, einen Therapie-Betrieb und sogar einen holzverarbeitenden Betrieb, der therapeutische Arbeiten anbietet. Dort werden auch Schaukelstühle hergestellt. Eine kleine Gärtnerei bietet einigen auch das Arbeiten mit Lebensmitteln an. Das ist auch eine Form der Therapie.

 

Tagesablauf

Der Tagesablauf ähnelt dem in jeder Justizanstalt. Aber in der Maßnahme in Asten beginnt er etwas anders, und zwar mit der morgendlichen Kontrolle und der Über-prüfung der Medikamenteneinnahme. Unsere Mitarbeiter verbringen sehr viel Zeit mit den Untergebrachten, und in der Früh merken sie sofort, wie die Stimmungslage des Jeweiligen ist. Darauf ist das Personal ganz besonders geschult, denn kranke Leute ticken einfach anders. Darauf wird natürlich reagiert. Dann wird das Frühstück gemacht, jedoch gibt es im sozialen Bereich verschiedene Settings. Das heißt, der Alltag umfasst sowohl das gemeinsame Einkaufen und Kochen als auch verschiedene Therapien und Schulungen. Die Untergebrachten lernen hier, ihr Leben außerhalb der Anstalt wieder in den Griff zu bekommen. Einige werden nicht von uns verköstigt, sie gehen bereits mit den Betreuern nach draußen einkaufen und dürfen auch für sich selbst kochen, natürlich auch alles immer mit den Betreuern. Der Einkauf wird von der Anstalt bezahlt. Die Untergebrachten wohnen quasi nur mehr hier. Sie sind sehr autark. Das gehört natürlich auch zum Tagesablauf wie verschiedene Therapien, um das Leben draußen wieder in den Griff zu bekommen.

 

Kann ein Untergebrachter auch eine Lehre machen?

Eine klassische Lehre ist für die Unter-gebrachten nicht möglich, doch es werden zahlreiche Trainings- und Grundkurse angeboten. Besonders wichtig sind Deutschkurse, da der Ausländeranteil bei 40 Prozent liegt. Diese Maßnahmen sollen die Selbstständigkeit und Integration der Untergebrachten fördern.

 

Sind Ärzte wichtig?

Die medizinische Betreuung in Asten ist umfassend, doch es besteht ein Bedarf an mehr Ärzten. Seit April 2024 leitet Dr. Sabine Puritscher das medizinische Team und nimmt diese mit ins Boot. Die Justiz-anstalt arbeitet eng mit der Nervenheilklinik und der forensischen Psychiatrie zusammen, insbesondere mit der JA Göllersdorf. Diese Kooperationen sind für die Behandlung der Untergebrachten von großer Bedeutung.

 

Gibt es Erfolgsgeschichten von Entlassenen in die Nachsorgeeinrichtungen?

Die Justizanstalt Asten kann auf zahlreiche Erfolgsgeschichten verweisen. Im Jahr 2023 gab es 46 bedingte Entlassungen, bis Mai 2024 waren es bereits elf. Diese Zahlen zeigen, dass viele Untergebrachte erfolgreich in Nachsorgeeinrichtungen überführt und auf ein Leben in Freiheit vorbereitet werden konnten. Derzeit haben wir 50 Personen in diesen Einrichtungen, aber die sind schon auf dem Sprung in die Freiheit, und das permanent. Die Untergebrachten sind jedoch schon seit 2010 hier gewesen und müssen sich jetzt eben in den Einrichtungen beweisen. Ist ja nochmals ein langer Weg. Sie gehören aber aktenkundig noch zu Asten.

 

Vertrauen sich Menschen den Betreuern oder Ärzten an?

Untergebrachte vertrauen sich oft den Beamten, Ärzten, Psychologen oder Sozial-arbeitern an und erzählen von ihren familiären Tragödien die sich zu Hause abgespielt haben. Diese Geschichten sind oft von Gewalt und Missbrauch geprägt, und viele Untergebrachte haben schreckliche Erleb-nisse hinter sich. Das kann man sich nur schwer vorstellen was ein Kind oder junger Mensch aushalten kann. Man nimmt ihnen die Chance auf ein ganz normales Familienleben, was Menschen prägt und ihre Zukunft bestimmt. Ein Mensch der nur Gewalt spürt und niemals liebgehabt wird, kann ganz schwer einen ganz normalen Weg einschlagen ohne jegliche Hilfe oder Therapie. Das sind genau diese Menschen die irgendwann bei uns landen.

Bei Delikten gibt es alles was es nicht gibt und ein normaler Mensch gar nicht aushalten kann und über den Horizont hinausgeht.

 Die Supervision und Unterstützung des Personals sind daher von großer Bedeutung.

Christian Neubauer und sein Team in der Justizanstalt Asten setzen alles daran, den Untergebrachten eine Chance auf ein besseres Leben zu bieten. Mit viel Engagement, Professionalität und Herz schaffen sie einen Ort, an dem Heilung und Resozialisierung möglich werden.

Oberstleutnant Christian Neubauer

Diese Seite verwendet Cookies zur Weiterentwicklung des Angebotes. Cookies, die für den grundlegenden Betrieb der Website verwendet werden, sind bereits festgelegt. Informationen zu den Cookies und wie man diese entfernt finden Sie in unserer Datenschutzbestimmung.

Ich akzeptiere Cookies von dieser Seite
EU Cookie Directive plugin by www.channeldigital.co.uk