Der Mann, der Graz zum Leuchten bringt
Dieter Hardt-Stremayr, seit 1995 Geschäftsführer von Graz Tourismus, hat seinen Weg in die Welt des Tourismus eher zufällig gefunden. Während seines Studiums der Betriebswirtschaft und Wirtschaftspädagogik jobte er als Reiseleiter für amerikanische Studenten. „Ich führte sie quer durch Europa, von London bis Athen – in nur 32 Tagen. Dieser Job war eine unglaublich spannende Erfahrung und führte schließlich dazu, dass ich für den Reiseveranstalter auch in den USA arbeiten durfte.“
Zurück in Österreich wusste er, dass der Tourismus seine Berufung ist. „Ich habe das Telefonbuch genommen und gezielt nach Organisationen gesucht, die in der Steiermark im Tourismus tätig sind.“ Die Steiermark Werbung weckte sofort sein Interesse, also bewarb er sich. Trotz weiterer Jobangebote – darunter die Raiffeisenlandesbank und der Schlachthof, im Marketing oder die Möglichkeit, an der HAK in Judenburg zu unterrichten. Die Entscheidung fiel ihm leicht, er entschied sich für den Tourismus. „Ich habe es nie bereut“, sagt er mit einem Lächeln.
Was Dieter Hardt-Stremayr in den folgenden Jahren zeigte, war seine Leidenschaft und Hingabe für die Arbeit im Tourismus. Mit einem feinen Gespür für die Bedürfnisse der Stadt und ihrer Besucher prägten er und sein Team die touristische Entwicklung von Graz maßgeblich. „Es macht mir einfach Freude zu sehen, wie sich Graz entwickelt und immer mehr Menschen anzieht“, erklärt er. Dabei betont er stets, dass es ihm nicht nur um den Erfolg in Zahlen geht. „Es ist auch die besondere Atmosphäre, die wir in Graz geschaffen haben, die Mischung aus Kultur, Kulinarik und dem einzigartigen Charme der Stadt.“ Diese authentische Begeisterung überträgt sich auch auf die vielen Projekte, die er initiiert hat. Die Identität von Graz als Stadt der Lebensqualität, des guten Essens und der Veranstaltungen liegt ihm dabei besonders am Herzen.
Ein oft diskutiertes Thema im globalen Tourismus ist der „Overtourism“ – der extreme Massentourismus, der in Städten wie Venedig oder Barcelona zu großen Problemen führt. Doch Hardt-Stremayr sieht Graz in dieser Hinsicht gelassen. „Wir sind meilenweit von diesem Phänomen entfernt“, betont er. Für ihn ist der Begriff oftmals missverständlich, da es nicht um den klassischen Tourismus gehe, sondern um Besucherströme, die durch Tagesausflügler oder Kreuzfahrttouristen entstehen, die in kurzer Zeit die Städte überfluten. „In Graz hingegen erleben unsere Gäste eine entspannte Atmosphäre. Besonders beliebt sind die traditionellen Gastgärten und die regionalen Familienbetriebe, die für ihre Kulinarik geschätzt werden. Das sind Orte, an denen unsere Besucher zur Ruhe kommen und die lokale Lebensart genießen.“
Ein Zukunftsthema in der Arbeit von Dieter Hardt-Stremayr ist die Nachhaltigkeit. „Wir werden bereits als nachhaltige Destination wahrgenommen“, sagt er mit Stolz. Dabei verweist er auf den gut ausgebauten öffentlichen Verkehr, der es den Gästen ermöglicht, die Stadt ohne Auto zu erkunden. „Man kann von fast überall die Stadt bequem mit Bus, Bahn, Rad oder zu Fuß erreichen“. Besonders die regionale und saisonale Kulinarik hatte in Graz schon einen hohen Stellenwert, lange bevor dies zu einem Trend wurde. „Wir setzen auf Regionalität und kurze Wege, und das schon seit vielen Jahren.“ Mit großer Freude verweist er auf das Projekt „GenussHauptstadt“, das lokale Produzenten unterstützt und die Vielfalt der steirischen Küche in den Vordergrund stellt.
Auch Veranstaltungen spielen eine zentrale Rolle in der touristischen Strategie von Graz. „Events sind für den Erfolg der Stadt unverzichtbar“, betont Der Tourismus Chef. Von kulturellen Highlights über sportliche Ereignisse bis hin zu kulinarischen Festen – sie alle tragen dazu bei, Besucher nach Graz zu holen. Besonders stolz ist er auf das „Trüffel-Festival“ mit dem „Markt im Paradeishof“ und auf den Adventmarkt, der seit 29 Jahren eine feste Tradition in der Stadt hat. Ein besonderes Herzensprojekt und Highlight ist die Eiskrippe im Landhaushof, die seit 1996 eine echte Attraktion im Grazer Advent ist. „Damals kam ein Eisschnitzer namens Gert Hödl zu mir ins Büro und erzählte von seiner Idee, eine Krippe aus Eis zu schnitzen. Anfangs war ich skeptisch, aber ich dachte, es könnte funktionieren“, erzählt Dieter Hardt-Stremayr schmunzelnd. Die Idee war ein voller Erfolg, und bis heute ist die Eiskrippe ein fester Bestandteil des Grazer Advents. „Selbst bei Wetterschwankungen kommen die Menschen, um zu sehen, wie’s der Krippe geht.“ Gäste lieben dieses Projekt Jahr für Jahr.
Die Corona-Pandemie brachte für den Tourismus weltweit große Herausforderungen mit sich – auch in Graz. „Dass sich der Städtetourismus so schnell erholen würde, war wirklich nicht absehbar“, erzählt der Touristiker. „Weltweit gingen die Prognosen davon aus, dass wir frühestens 2025 wieder das Niveau von vor Corona erreichen könnten. Auch Graz hat sich schneller erholt, als wir zu hoffen gewagt haben.“ Zwar fehlen noch die asiatischen Gäste, aber ansonsten haben sich die Besucherströme weitgehend normalisiert.
Langfristige Strategien sind im Tourismusgeschäft mittlerweile eine echte Herausforderung, erklärt Hardt-Stremayr. „Wir kennen die Richtung wo wir hinwollen, aber es gibt immer wieder unerwartete Wendungen, die Flexibilität erfordern.“ Für ihn ist es entscheidend, schnell auf neue Entwicklungen reagieren zu können. „Ich halte wenig von starren Drei-, Fünf- oder Zehn-Jahres-Plänen. Der Tourismus ist eine dynamische Branche, in der wir Strategien und Projekte ständig hinterfragen und anpassen müssen.“
Ein besonderes Highlight mit viel Potential sieht er im Schloss Eggenberg, das im kommenden Jahr sein 400-jähriges Jubiläum feiert. „Das ist eine wunderbare Gelegenheit, dieses Juwel noch stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken und zu einem wichtigen innerstädtischen Ausflugsziel zu machen“, sagt er begeistert. Für ihn ist es eine ganz besondere Möglichkeit, das Interesse an Schloss Eggenberg nachhaltig zu steigern – „Make Eggenberg great again“, sagt er augenzwinkernd.
Abseits seiner beruflichen Verpflichtungen findet der sympathische Touristiker seinen Ausgleich in der Natur. „Ein paar tausend Quadratmeter heimische Grünfläche – nennen wir es einfach ‚Garteln‘ – helfen mir, abzuschalten“, erzählt er mit einem Strahlen im Gesicht. Auch Sport gehört zu seinem Alltag: „Meine Bandscheiben haben mich ins Fitnessstudio getrieben. Seit über zehn Jahren trainiere ich dort gemeinsam mit meiner Frau Hannelore.“ Doch selbst im Urlaub lässt ihn der Tourismus nicht ganz los. „Meine Familie schmunzelt immer, wenn wir an einem Tourismusbüro vorbeikommen. Sie wissen, dass ich reingehe und mich über die lokale Tourismusstrategie informiere.“
Seinen persönlichen Ruheort in Graz hat Hardt-Stremayr im Hof des Franziskanerklosters gefunden. „Es ist ein Ort der Stille und Abgeschiedenheit – man tritt durch die Tür und fühlt sich, als wäre man in einer anderen Welt.“ Wenn es um Reiseziele geht, die er selbst noch erkunden möchte, stehen für ihn Asien und Südamerika ganz oben auf der Liste.
Dieter Hardt-Stremayr ist nicht nur ein engagierter und kompetenter Tourismusmanager, sondern auch ein Mensch, der seine Arbeit mit Leidenschaft und einem feinen Gespür für die Bedürfnisse der Stadt und ihrer Gäste ausübt. Graz hat unter seiner Führung viel erreicht, und es scheint, als ob die Stadt noch viele spannende Jahre vor sich habe.
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