Vom Steirer-Bub zum Hollywood-Schauspieler

Seine Kindheit begann in der Steiermark, wo er als kleiner Bub davon träumte, Handwerker zu werden. „Mein Opa hat mich inspiriert. Ich wollte Fliesenleger werden und später vielleicht Pilot“, erinnert sich Swen. Während des Umbaus von Papas Kaiserhof packte er tatkräftig mit an – ein Beweis für seine Vielseitigkeit und seinen Pragmatismus. Noch heute liebt er es, kleine Reparaturen im Haushalt selbst zu erledigen. „Ich brauche Dinge, bei denen ich meine kreativen Ideen einbringen kann. Man lernt immer dazu.“

Mit sechs Jahren zog die Familie nach Santa Monica, wo sein Vater Charly Temmel das bekannte Restaurant „Schatzi on Main“ zusammen mit Arnold Schwarzenegger betrieb. Der junge Swen war fasziniert von den Filmstars, die dort regelmäßig einkehrten, und begann, von einer Schauspielkarriere zu träumen. „Als Kind war ich schüchtern und versteckte mich hinter meiner Mama. Aber die Begegnungen mit Stars wie Bruce Willis oder John Travolta haben etwas in mir ausgelöst.“ Seine Mutter spielte dabei eine ebenso wichtige Rolle, denn sie war für ihn immer der liebevolle Rückhalt, den er gebraucht hat. „Meine Mama war immer für mich da, mit so viel Liebe und Unterstützung. Sie hat mir beigebracht, bodenständig zu bleiben und nie die Menschlichkeit zu verlieren.“ Swen begann in der Schule Theater zu spielen und überwältigte seine Schüchternheit. Nach der High School entschied er sich bewusst gegen ein Studium im Tourismus und für die Schauspielerei. „Ich habe mich für meinen Traum entschieden – eine der besten Entscheidungen meines Lebens.“ Mit dieser Entschlossenheit legte er den Grundstein für seine Karriere.

 

Der steinige Weg in Hollywood.

Swen absolvierte seine Ausbildung an der Lee Strasberg Theatre and Film Institute in Hollywood und der Royal Academy of Dramatic Art in London, wo er sich auf Shakespeare spezialisierte. „Man lernt viel in Schauspielschulen, aber die wahre Kunst kommt erst durch Erfahrung“, erklärt er. Seine Karriere begann er mit kleinen Rollen in Kurzfilmen, die ihm halfen, sein Portfolio aufzubauen. Die erste größere Chance erhielt er durch den Regisseur Andrew Niccol im Film „In Time“. „Es war nur eine kleine Rolle, aber ein wichtiger Schritt.“ Danach folgten Serien wie „Castle“ und „The Young and the Restless“. „In Hollywood dreht sich vieles um Kontakte. ‚Who you know‘ ist entscheidend, aber am Ende zählt, was man abliefert.“ Swen weiß, dass Erfolg kein Zufall ist. „Meine Eltern haben mir beigebracht, dass man immer hart arbeiten muss. Sie haben mir Werte mitgegeben, die mir auch in Hollywood geholfen haben.“

Ein besonderer Einfluss in seiner Kindheit war seine Tante Lissi, bei der er Großteiles aufwuchs. „Sie wohnte bei uns im Haus und war wie eine zweite Mutter für mich“, erinnert sich Swen. „Jeden Abend um 18 Uhr musste ich ins Bett, wenn die Glocken läuteten. Das hat mich damals natürlich genervt, aber ich weiß heute, dass es mir gutgetan hat.“ Tante Lissi bleibt ein wichtiger Teil seines Lebens, auch wenn sie seit einer schweren Krankheit im Wachkoma liegt. „Wenn ich in Graz bin, besuche ich sie immer. Sie schaut mich groß an und kann sogar Tränen vergießen, wenn ich ihr etwas von mir erzähle. Diese Momente sind mir unglaublich wertvoll.“

 

Ein Mann ohne Starallüren.

Trotz seiner Arbeit mit Größen wie Sylvester Stallone, Mel Gibson und Al Pacino hat Swen keine Starallüren. „Ich bin, wer ich bin. Natürlich habe ich Ecken und Kanten, aber wenn man darüber redet, sieht die Welt gleich wieder besser aus.“ Er ist bodenständig geblieben, eine Eigenschaft, die er seiner Familie zuschreibt. „Ich durfte eine gute Erziehung genießen und die Liebe meiner Eltern und Großeltern spüren. Das hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin.“ Swen kann heute von seiner Schauspielerei gut leben und hat sich eine große Eigentumswohnung in der Nähe seiner Eltern in Santa Monica gekauft. „Ich bin stolz darauf, dass ich nicht mehr kellnern muss, aber ich weiß, wie wichtig diese Zeiten für meinen Weg waren.“ Neben der Schauspielerei ist Swen auch Produzent und hat für eines seiner Projekte bereits einen Emmy gewonnen. „Ich mache nur Projekte, die mir Spaß machen und die zu mir passen.“ Er schätzt die Arbeit aller, die an einem Film beteiligt sind, und bleibt trotz seiner Erfolge dankbar. „Ohne das Team würde kein Film entstehen. Ich stehe vielleicht vor der Kamera, aber hinter mir stehen viele Menschen, die genauso wichtig sind.“ Dieser Respekt vor den anderen und die Fähigkeit, sich selbst treu zu bleiben, zeichnen Swen aus und machen ihn zu einem der sympathischsten Gesichter in Hollywood.      èèè   

Liebe auf den ersten Blick: Vanessa und Swen.

Eine besondere Wendung nahm Swens Leben, als er seine Freundin Vanessa kennenlernte. Die beiden trafen sich in Österreich, und es war Liebe auf den ersten Blick. „Die Welt blieb stehen. Es war magisch.“ Swen und Vanessa lernten sich über Freunde kennen. Die beiden teilen nicht nur eine große Liebe, sondern auch gemeinsame Werte. „Vanessa ist ein Familienmensch, genau wie ich. Das verbindet uns sehr.“ Beide genießen ihre Zeit zusammen, sei es beim Sport, beim Kochen oder bei Spaziergängen am Strand.

 

Eis, Steiermark und das Lebenzwischen zwei Welten.

Als Sohn des Eiskönigs Charly Temmel hat Swen eine besondere Verbindung zu Eis. „Heidelbeer-Joghurt ist meine absolute Lieblingssorte“, sagt er. Er ist stolz auf das, was sein Vater in der Eisbranche erreicht hat. „Mein Papa war einer der Pioniere in Graz. Früher kostete eine Kugel wenige Schillinge, heute sind es 2,60 Euro pro Kugel, und sie ist immer noch groß. In Amerika kostet eine Kugel sieben Euro.“

Heute betreibt sein Vater keine Eissalons mehr in Amerika, sondern eine Eisfabrik in Arizona, die Hotels und Restaurants beliefert. Trotz seiner 27 Jahre in Amerika bleibt Swen ein stolzer Steirer. „Ich möchte meine Muttersprache nie verlernen und die Erinnerungen an unsere wunderschöne Steiermark bewahren.“ Die Berge, die Weingegend, und unsere Stadt Graz haben für ihn einen besonderen Platz in seinem Herzen. „Die Menschen mit ihrem steirischen Humor und das gute Essen – das ist Heimat.“ Mit Vanessa, die ebenfalls aus der Steiermark stammt, ist diese Verbindung noch stärker geworden.

 

Ein Blick in die Zukunft.

Swen sieht seine Zukunft weiterhin in Hollywood, aber er schließt nicht aus, eines Tages enger mit Österreich verbunden zu sein. „Ich liebe beide Länder. Kalifornien hat die offene, herzliche Mentalität, Österreich die Bodenständigkeit.“ Sein Traum ist es, eines Tages eine ikonische Rolle wie Wolverine zu spielen. „Ich liebe Actionfilme, aber auch emotionale Charaktere reizen mich.“ Seine Arbeit als Produzent gibt ihm zusätzliche Sicherheit. „Ich mache nur Projekte, die mir Spaß machen und bei denen ich meine kreative Freiheit ausleben kann.“ Mit 33 Jahren hat Swen schon viel erreicht, aber er bleibt ehrgeizig. „Meine Familie, meine Freundin und meine Wurzeln geben mir die Kraft, weiterzumachen.“

Ob als Schauspieler, Produzent oder einfach als Mensch – Swen Temmel ist ein Beispiel dafür, wie weit man mit Leidenschaft, harter Arbeit und Authentizität kommen kann. Seine Reise von Graz nach Hollywood ist eine Geschichte, die noch lange nicht zu Ende erzählt ist.

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Mit Entschlossenheit und Vision auf dem Weg zu einer modernen Armee

Ministerin Klaudia Tanner, die erste Frau an der Spitze des österreichischen Verteidigungsministeriums, hat in ihrer Amtszeit bereits zahlreiche Herausforderungen und Chancen gemeistert. Als sie vor fünf Jahren ihr Amt antrat, wurde ihr Weg von Skepsis begleitet. Viele hatten Zweifel, ob sie die nötige Durchsetzungskraft und das Vertrauen der Truppe gewinnen könnte. Doch Tanner bewies mit klugen Entscheidungen und ihrem Engagement für die Modernisierung des Bundesheeres, dass sie diesen Herausforderungen gewachsen ist. Sie spricht von einem „steinigen und steilen Weg“, der sich gelohnt hat.

Rückblickend betrachtet Klaudia Tanner die 70-jährige Geschichte des Bundesheeres als eine Entwicklung, die von Meilensteinen geprägt ist. Sie betont, dass die Grundlage des Heeres stets die Menschen sind – das Personal, das Tag für Tag Dienst leistet. Ein besonders prägender Schritt war die Einführung der Wehrpflicht, die durch die Volksbefragung 2013 eindrucksvoll bestätigt wurde. Sie bildet das Fundament des gesamten Systems. Ebenso wichtig war die Öffnung des Bundesheeres für Frauen im Jahr 1998. Ministerin Tanner sieht darin nicht nur einen symbolischen, sondern auch einen praktischen Erfolg, der die Diversität und Leistungsfähigkeit des Heeres nachhaltig gestärkt hat. 

Das Jubiläumsjahr des Bundesheeres wird genutzt, um diese Meilensteine mit zahlreichen Veranstaltungen zu feiern und darzustellen, wie weit das Heer in den letzten 70 Jahren gekommen ist. Dazu zählt auch der Weg in die Zukunft, der mit der „Mission Vorwärts“ klar definiert wurde. Dieser Aufbauplan, der bis 2032 reicht, hat das Ziel, eine moderne Armee zu schaffen, die in der Lage ist, die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher zu gewährleisten. Tanner betont, dass dies nicht isoliert betrachtet werden kann, da das Bundesheer seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner bei friedenssichernden Missionen ist. Besonders erwähnenswert ist, dass im Libanon erstmals eine Frau, Oberst Maria Eder, das Kommando im österreichischen Kontingent innehat – ein weiterer Beweis für die Fortschritte in der Gleichstellung im Heer. 

Unter Klaudia Tanners Führung wurde die „Mission Vorwärts“ ins Leben gerufen, ein strategischer Aufbauplan, der die Modernisierung des Bundesheeres vorantreibt. Zu den bisherigen Errungenschaften zählen die Beschaffung neuer Hubschrauber, Jettrainer und uniformtechnischer Ausrüstung sowie Investitionen in Drohnenabwehr und Luftraumverteidigung. Die Ministerin hebt hervor, dass moderne Technologien wie künstliche Intelligenz und neue Kommunikationssysteme eine Schlüsselrolle spielen, um zukünftigen Bedrohungen zu begegnen. 

Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Stärkung der Miliz. Tanner misst dieser als integralem Bestandteil des Bundesheeres eine große Bedeutung bei. Sie hat Investitionen in die Ausstattung der Miliz forciert und betont, dass Übungen und Auslandseinsätze mit einem hohen Anteil an Milizsoldaten stattfinden. Diese stärken nicht nur die Einsatzfähigkeit, sondern auch das Verständnis in der Gesellschaft für die Rolle der Miliz. 

Auch die internationale Zusammenarbeit liegt Tanner am Herzen. Sie sieht in der militärischen Neutralität Österreichs keinen Widerspruch zu engeren Kooperationen mit internationalen Partnern, etwa im Rahmen von EU- oder UN-Missionen. Besonders in Krisengebieten wie dem Kosovo oder dem Nahen Osten sei die österreichische Präsenz hochgeschätzt. Tanner nennt zudem gemeinsame Beschaffungsprojekte, etwa mit Italien, als Beispiel für eine effiziente Partnerschaft. 

Die Ministerin betont die Bedeutung, junge Menschen für eine Karriere beim Bundesheer zu begeistern. Mit über 40 Lehrberufen und einem Fokus auf Sport bietet das Heer vielfältige Möglichkeiten. Tanner erklärt, dass täglicher Sport für Soldatinnen und Soldaten verpflichtend ist und das Heer daher besonders attraktiv für Sportbegeisterte sei. Veranstaltungen wie die AirPower, die alle zwei Jahre Hunderttausende Besucher anzieht, sieht sie als Aushängeschild des Bundesheeres. Sie dient nicht nur der internationalen Reputation, sondern auch der Rekrutierung und der Stärkung des Verständnisses für das Heer in der Bevölkerung. 

Die Luftstreitkräfte stehen vor technologischen und strategischen Veränderungen, so Tanner. Die Nachfolge der Saab 105 wurde bereits beschlossen, und neue Jettrainer sowie Investitionen in die Luftraumverteidigung sind Teil des Aufbauplans. Tanner betont, dass Österreich auf europäische Zusammenarbeit setzt, etwa im Rahmen des European Sky Shield. 

Auch die Auswirkungen des Klimawandels auf die strategische Ausrichtung des Bundesheeres bleiben nicht unbeachtet. Tanner verweist auf den Einsatz des Heeres bei Naturkatastrophen und die Expertise der Pioniereinheiten beim Bau von Brücken und Hangsicherungen. Das Heer spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, auf klimabedingte Herausforderungen vorbereitet zu sein. 

Persönlich geprägt wurde Klaudia Tanner durch ihre Kindheit auf einem Bauernhof in Niederösterreich. Ihre Eltern ermöglichten allen fünf Kindern eine akademische Ausbildung, was sie bis heute als prägend empfindet. Sie betont, dass sie dort den Wert von Bildung und harter Arbeit gelernt habe, was sie in ihrer politischen Arbeit antreibt. 

Auch in ihrem Amt findet sie Raum für persönliche Momente. Mode spielt für sie eine wichtige Rolle – sie liebt Hosenanzüge und kauft gerne bei regionalen Anbietern. Humorvolle Erlebnisse, wie das Geschenk eines Tarndirndls aus Camouflage-Stoff, das von Schülerinnen einer Modeschule in Wiener Neustadt  gefertigt wurde, bringen Leichtigkeit in ihren Arbeitsalltag. 

Trotz der anspruchsvollen Aufgaben schöpft die Ministerin Kraft aus der Zeit mit ihrer Familie und langjährigen Freunden. Sie liebt Schwimmen, Singen, Tanzen und Skifahren.

Ministerin Klaudia Tanner zeigt, dass Tradition und Innovation Hand in Hand gehen können. Sie hat nicht nur das Bundesheer modernisiert, sondern auch bewiesen, dass Entschlossenheit und visionäres Denken zu echten Fortschritten führen können. 

 

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Der Koordinator des steirischen Katastrophenschutzes

Die Fachabteilung Katastrophenschutz ist eine der tragenden Säulen des steirischen Katastrophenschutzes und ihr Leiter Hofrat Mag. Harald Eitner ein Mann, dessen tägliches Engagement und vorausschauende Planung in entscheidenden Momenten vielen Menschen das Leben erleichtert – oft sogar rettet. Mit 58 Jahren blickt der studierte Jurist und erfahrene Einsatzleiter auf eine beeindruckende Karriere zurück, die ihn zu einem anerkannten Experten für Katastrophenbewältigung und Krisenmanagement gemacht hat.

Seit 2015 leitet Harald Eitner den Katastrophenschutz in der Steiermark und ist mit seinem Team bemüht, nicht nur reaktiv, sondern auch präventiv Naturkatastrophen und Krisen zu bewältigen. In einer Zeit, in der der Klimawandel extreme Wetterlagen wie Überschwemmungen, Hitzewellen und Starkregenereignisse immer häufiger macht, fordert sein Beruf nicht nur seine langjährige Erfahrung, sondern auch jede Menge Leidenschaft, Innovationskraft und Einsatzbereitschaft.

Das kleine, aber hoch spezialisierte Team von etwa 50 Personen rund um Harald Eitner betreibt eine komplexe Infrastruktur: Die Landeswarnzentrale, das Rückgrat der steirischen Bevölkerungswarnung, alarmiert kleinere Einsatzorganisationen wie die Bergrettung und gewährleistet rund um die Uhr, dass die Bevölkerung im Katastrophenfall so schnell wie möglich informiert und geschützt wird. Rund 350 Funkmasten, die die Kommunikationsinfrastruktur aller Einsatzorganisationen sicherstellen, werden ebenfalls von Eitners Team betreut. Für die Wartung dieser Funkmasten stehen speziell ausgebildete Techniker bereit, die rund um die Uhr einsatzbereit sind und bei Störungen sofort zur Stelle sind. Neben der Infrastruktur für Kommunikation und Alarmierung übernimmt das Team auch die Organisation und Bereitstellung des Rettungs- und Notarztwesens. Mit der Organisation von 14.500 Notarztdiensten im bodengebunden Notarztwesen und über 2.000 Notarztdiensten jährlich gewährleistet Eitners Abteilung, dass die steirische Bevölkerung stets notfallmedizinisch versorgt wird, selbst in entlegenen Regionen.

Ein Alltag im Katastrophenschutz Steiermark bedeutet für den Leiter Harald Eitner und seine Mitarbeiter nie nur Routine. Die Verwaltung von Fördermitteln, der Betrieb der Landeswarnzentrale, die Organisation des Rettungs- und Notarztwesens, Verträge mit Partnerorganisationen wie dem Roten Kreuz und die Betreuung von 400 freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des steirischen Kriseninterventionsteams verlangen von jedem Einzelnen höchste Einsatzbereitschaft und Flexibilität. Ein funktionierender Katastrophenschutz wird nur durch die enge Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen wie der Feuerwehr, dem Roten Kreuz und dem Bundesheer möglich, auf die der Koordinator Eitner großen Wert legt. Das Zusammenwirken der Behörden und der Einsatzkräfte ist für Harald Eitner essenziell: „Bei allem Respekt, aber ein Bezirkshauptmann wird kaum mehr Erfahrung haben als ein Einsatzleiter der Feuerwehr, der bereits 25 Katastrophen bewältigt hat.“ Diese enge Zusammenarbeit in den Krisenstäben ermöglicht es, schnell und effektiv zu handeln und in Extremsituationen die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen.

Was Harald Eitner auszeichnet, ist sein unermüdlicher Einsatz für ein präventives Krisenmanagement, das die Bevölkerung aktiv einbezieht. Besonders stolz ist er auf das neue Warnsystem, AT-Alert. Es ermöglicht, präzise Warnungen direkt an die Mobiltelefone der Menschen zu senden, eine Technologie, die das bisherige Sirenensystem gut ergänzt. Jetzt kann jedem, der sich in einer Gefahrenzone aufhält, eine genaue Information zu Ort und Zeit der Bedrohung übermittelt und der Bevölkerung konkrete Handlungsempfehlungen gegeben werden. „Die beste Rettungskette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied, und das darf niemals die Bevölkerung selbst sein,“ betont Harald Eitner und erklärt weiter, dass der Erfolg auch des besten Warnsystems von der Bereitschaft der Menschen abhängt, die Warnungen ernst zu nehmen und sich entsprechend zu verhalten.

Für Eitner hat der Klimawandel massive Auswirkungen auf den Katastrophenschutz. Ereignisse wie die aktuellen Überschwemmungen in Valencia oder die verheerenden Waldbrände in Südeuropa führen vor Augen, dass Extremwetterlagen in naher Zukunft auch die Steiermark häufiger treffen könnten. „Wir sehen, dass sich das Mittelmeer immer stärker aufheizt und damit auch unsere Region beeinflusst,“ erklärt er und sieht die Zunahme der Unwetter als eine der größten Herausforderungen für die kommenden Jahre. Der Klimawandel stellt den Katastrophenschutz vor neue und noch nie dagewesene Herausforderungen. Der Katastrophenschutz reagiert mit verstärkten Fortbildungen der Einsatzkräfte, neuen Investitionen in die Ausrüstung der Feuerwehren und der Stärkung überregionaler Katastrophenhilfsdiensteinheiten in allen 17 Feuerwehrbereichen der Steiermark. „Es ist unerlässlich, dass wir unsere Einsatzkräfte mit den notwendigen Kompetenzen und Ausrüstungen ausstatten, um auf die sich verändernden Bedrohungen vorbereitet zu sein,“ betont er. Um den Anforderungen gerecht zu werden, wurden bereits 10 Millionen Euro in moderne Katastrophenausrüstung investiert, und für die nächste Legislaturperiode hat die Landespolitik weitere 25 Millionen zugesagt.

Für den erfahrenen Katastrophenschützer gehört auch die kontinuierliche Fortbildung aller Einsatzkräfte zu den wesentlichen Bestandteilen der Vorbereitung auf künftige Krisen. Ob es um die Brandbekämpfung bei Photovoltaikanlagen geht, das Löschverhalten von Elektrofahrzeugen oder die Anwendung digitaler Systeme für die Stabsarbeit – Harald Eitner ist sich sicher, dass nur gut geschulte Einsatzkräfte den kommenden Herausforderungen gewachsen sein werden. „Es wäre großartig, wenn sich noch mehr Menschen bei den freiwilligen Organisationen engagieren würden. Unsere Gesellschaft braucht diese Bereitschaft und den Einsatz aller,“ sagt er und spricht damit einen wichtigen Appell an die Bevölkerung aus.

Harald Eitner selbst ist eine beeindruckende Persönlichkeit, die zwischen Kriseneinsätzen und Familienleben Balance findet. Seit einem Jahr ist er mit seiner Frau Marianne verheiratet und verbringt seine knappen freien Stunden gerne mit ihr in der Küche – ein gemeinsames Hobby, das beide schätzen und genießen. „Bei uns wird kaum ein Gericht zweimal gekocht, wir probieren alles aus“, erzählt er schmunzelnd. Für ihn sind die Momente mit seiner Familie nicht nur ein Rückzugsort, sondern auch eine Quelle der Stärke, die ihm hilft, den belastenden Alltag zu meistern. Diese persönlichen Momente geben ihm die Energie, die er für seinen Beruf braucht.

Mit Leidenschaft blickt Harald Eitner in die Zukunft des Katastrophenschutzes und hat klare Ziele für die kommenden Jahre: „Wenn es keine Pensionsreform mehr gibt, habe ich noch sieben Jahre bis zu meiner Pensionierung. Insofern ist die Zukunft überschaubar, was den Katastrophenschutz betrifft. In dieser Zeit möchte ich die Digitalisierung der Alarmierung vorantreiben und die Katastrophenschutzplanung in der Steiermark auf neue Beine stellen. Gemeinsam mit dem Zivilschutzverband möchte ich das Bewusstsein in der Bevölkerung für Eigenvorsorge in allen Lebensbereichen – ob Hochwasser, Blackout oder andere Krisen – schärfen. Wenn es uns als Gesellschaft gemeinsam gelingt, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit das hohe Maß an ehrenamtlichem Engagement, auf das sich der Katstrophenschutz in der Steiermark stützt, erhalten wird, sehe ich auch den kommenden Herausforderungen durchaus optimistisch entgegen.“

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Zwischen Hightech und Menschlichkeit, die Zukunft der Unfallchirurgie

Seit über drei Jahren ist Prof. Dr. Christian Kammerlander das Gesicht der unfallchirurgischen Versorgung in der Steiermark. Mit 46 Jahren führt er als Ärztlicher Direktor des AUVA-Unfallkrankenhaus Steiermark die beiden Standorte in Graz und Kalwang, wobei er sowohl medizinisch als auch organisatorisch die Letztverantwortung trägt. Zuvor prägten zahlreiche Stationen – von einem Bezirkskrankenhaus in Reutte über die Universitätskliniken Innsbruck, München bis hin zu einem Hilfseinsatz in Tansania – seinen Werdegang. Für ihn ein großer Vorteil: „Es ist gut, wenn man im Laufe der Karriere viele Perspektiven und Settings kennengelernt hat.“

Sein Alltag teilt sich zwischen Organisation und praktischer Arbeit. Mit zwei festen OP-Tagen in der Woche bleibt er seiner Leidenschaft treu: „Man wird Arzt, um am Patienten zu arbeiten, und dieser Kontakt gibt mir nach wie vor sehr viel.“ Als Spezialist für Becken- und Wirbelsäulenchirurgie widmet er sich vor allem akuten Verletzungen. Dank modernster Technik, wie dem interoperativen CT „Loop X“, das in Österreich einzigartig ist, kann er Schrauben millimetergenau platzieren. Auch in der Knieprothetik setzt er Maßstäbe. Mit roboterarm-assistierten Verfahren gelingt es, die individuellen Bandspannungen des Gelenks optimal zu berücksichtigen und so die Belastung für Patienten zu minimieren. „Technologie unterstützt uns, ersetzt aber nie die ärztliche Expertise.“

Die beiden Häuser, Graz und Kalwang, könnten unterschiedlicher nicht sein: Während in Kalwang geplante Eingriffe wie Endoprothesen und Arthroskopien dominieren, steht in Graz die Akutversorgung im Fokus. Gemeinsam ist ihnen jedoch die enge Vernetzung, die Kammerlander maßgeblich vorangetrieben hat. Ärzte und Pflegekräfte rotieren zwischen den Standorten, um ihre Expertise zu erweitern und die bestmögliche Ausbildung zu gewährleisten. So können Assistenzärzte in Kalwang die Endoprothetik erlernen, während sie in Graz in der Akuttraumatologie wertvolle Erfahrungen sammeln.

Mit jährlich rund 50.000 ambulanten Behandlungen in Graz und 15.000 in Kalwang sowie insgesamt über 8.000 Operationen steht sein Team täglich vor Herausforderungen. Besonders im Bereich der Notfallambulanz hat Kammerlander neue Maßstäbe gesetzt. Die Einführung der Erstversorgungsambulanz EVA soll den Zustrom steuern und die Versorgung verbessern. „Leider kommt es oft vor, dass unser Wartezimmer mit Patienten gefüllt ist, von denen viele genauso gut beim Hausarzt behandelt werden könnten. Das führt dazu, dass wirklich schwer Verletzte länger warten müssen.“ Die EVA schafft in Zukunft Abhilfe, indem Patienten mit weniger dringenden Verletzungen gezielt weitergeleitet werden, während sich das Team auf die stationär behandlungsbedürftigen Fälle konzentrieren kann.

Die Erstversorgungsambulanz (EVA), die kürzlich ihren Betrieb aufgenommen hat, stellt eine bahnbrechende Innovation in der steirischen Gesundheitsversorgung dar. Ziel der EVA ist es, die Spitalsambulanzen zu entlasten und gleichzeitig Patienten eine rasche und effiziente medizinische Erstversorgung zu ermöglichen. Als vorgelagerte Einheit der Krankenhäuser filtert sie Patienten, die keine spitalsärztliche Behandlung benötigen, und bietet eine umfassende allgemeinmedizinische Akutversorgung sowie bei Bedarf radiologische Diagnostik.

Durch diese Struktur werden Ressourcen in den Spitälern frei, wodurch sich die Wartezeiten erheblich verkürzen und die Betreuung für schwerer verletzte Patienten verbessert. Die Öffnungszeiten sind dabei patientenfreundlich gestaltet. Montag bis Freitag von 8:00 bis 20:00 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen von 9:00 bis 17:00 Uhr, was eine Lücke in der medizinischen Versorgung außerhalb der üblichen Ordinationszeiten schließt.

Mit der Einführung der EVA wird nicht nur die Effizienz der Notfallversorgung gesteigert, sondern auch die Patientenzufriedenheit erhöht. Die medizinischen Fachkräfte in den Krankenhäusern können sich dadurch gezielter auf Fälle konzentrieren, die eine spezialisierte stationäre Behandlung erfordern. Dieses Modellprojekt zeigt eindrucksvoll, wie durch innovative Ansätze die Gesundheitsversorgung auf ein neues Niveau gehoben werden kann.

In der Akutversorgung zeigt sich auch das hohe Niveau an Spezialisierungen im UKH. Teams mit spezifischem Know-how, etwa für komplexe Beckenverletzungen, sorgen dafür, dass Patienten stets optimal versorgt werden. Auch im Schockraum, wo jede Minute zählt, ist die Zusammenarbeit minutiös abgestimmt: Vom Notruf bis zur Operation greifen Anästhesisten, Chirurgen, Pflegekräfte und Radiologen ineinander wie Zahnräder.

Doch Kammerlander denkt nicht nur an die Gegenwart, sondern auch an die Zukunft der Unfallchirurgie. Mit der alternden Bevölkerung steigen osteoporotische Frakturen. Sein Ziel ist es, die Mobilität der Patienten schnell wiederherzustellen, denn: „Je länger ein Patient liegt, desto schwerwiegender sind die Folgen.“ Minimalinvasive Eingriffe und schnelle Mobilisierung sind dabei der Schlüssel. Auch bei Arbeitsunfällen, die glücklicherweise dank besserer Prävention abnehmen, bleibt das UKH eine unverzichtbare Anlaufstelle. Etwa 15 Prozent der stationären Fälle sind auf Arbeitsunfälle zurückzuführen.

Seine Vision reicht jedoch weiter: Er wünscht sich ein Trauma-Netzwerk für die Steiermark mit abgestufter Versorgung. „Krankenhäuser sollten entsprechend ihrer Ausstattung und Spezialisierung optimal vernetzt sein. So könnten Patienten noch schneller und gezielter behandelt werden.“ Gleichzeitig sieht er die strukturellen Herausforderungen, insbesondere bei der Finanzierung von nicht-arbeitsbedingten Unfällen. „Hier muss es langfristig Lösungen geben, um die Qualität aufrechtzuerhalten.“

Neben all diesen Herausforderungen schafft es Kammerlander, seine Familie nicht aus den Augen zu verlieren. Seine Frau Ursula, selbst Anästhesistin, und die drei Kinder sieht er nicht so häufig „Facetime hilft, aber die Zeit, die wir gemeinsam verbringen, nutzen wir intensiv.“ Skifahren, Bergtouren – die Natur bleibt sein Ausgleich zur anspruchsvollen Arbeit.

Was ihn antreibt, ist das positive Feedback der Patienten: „In der Unfallchirurgie sieht man oft rasche Fortschritte. Menschen kommen mit schweren Verletzungen zu uns und verlassen das Krankenhaus geheilt. Das gibt einem Energie, weiterzumachen“, so Prof. Dr. Christian Kammerlander“.

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Sicherheit und Nachwuchs

In der Steiermark ist die Polizei derzeit auf allen Ebenen gefordert, sei es bei Großveranstaltungen, auf Weihnachtsmärkten oder durch den anhaltenden Bedarf an Nachwuchs für den Polizeidienst. Trotz erhöhter Sicherheitsbedenken und der globalen Bedrohungslage ist die Polizei bestrebt, den Bürgerinnen und Bürgern ein sicheres Gefühl zu vermitteln, ohne dabei die Freiheiten und das Zusammenleben einzuschränken. „Mit bewährten Schutzmaßnahmen und spezifischen Gefährdungsanalysen für jede Veranstaltung arbeitet die Polizei daran, potenzielle Risiken auf ein Minimum zu reduzieren – auch wenn absolute Sicherheit nie garantiert werden kann”, so Chefinspektor Fritz Grundnig.

Herr Chefinspektor, in Zeiten erhöhter Sicherheitsbedenken: Wie bewertet die Steirische Polizei die Sicherheit auf Veranstaltungen und Christkindlmärkten? Gibt es besondere Maßnahmen, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten?

Die Terroranschläge in Europa in den vergangenen Jahren mahnen die Polizei zur Vorsicht. Obwohl keine konkreten Gefährdungen bekannt sind, kann eine einhundertprozentige Sicherheit niemand garantieren. Die Terrorwarnstufe in Österreich befindet sich nach wie vor auf der zweithöchsten Stufe. Man kann nur das Risiko so gut wie möglich senken. Das funktioniert nur mit entsprechender Vorbereitung. Jede Veranstaltung wird einer Gefährdungsanalyse unterzogen und danach richtet sich der Behördenauftrag bzw. auch die Einsatzplanung der Polizei. Alle technischen, baulichen und personellen Sicherheitsmaßnahmen, die möglich sind, werden auch eingesetzt. Details zu den Maßnahmen werden aus taktischen Gründen nicht veröffentlicht.

Gibt es spezifische Gefahrenquellen, die auf Märkten oder bei Veranstaltungen besonders im Fokus stehen?

Anschläge im Ausland haben gezeigt, dass die Möglichkeit des Einsatzes von Fahrzeugen gegen Personen in Betracht gezogen werden muss. Daher auch die oben erwähnten  baulichen und technischen Maßnahmen.

Können Bürger Ihrer Meinung nach weiterhin sorglos zu solchen Veranstaltungen gehen, oder sollten sie bestimmte Vorsichtsmaßnahmen treffen?

Wie von der Politik schon des Öfteren kommuniziert: Wir lassen uns durch derartige Bedrohungen nicht verunsichern. Genau das ist nämlich die Absicht der Terroristen: Angst in der Bevölkerung zu verbreiten und dadurch die Sicherheit zu destabilisieren. Die Polizei gewährleistet durch ihre Arbeit eine möglichst hohe Sicherheit bei diesen Veranstaltungen.

Wie hoch ist aktuell das Interesse von Jugendlichen, Frauen und Männern, in den Polizeidienst einzutreten? Gibt es spezifische Programme, um Nachwuchs zu fördern?

Das Interesse von Jugendlichen und jungen Erwachsenen an der Polizeiarbeit ist nach wie vor sehr hoch. Der Polizeiberuf ist spannend, vielfältig, aber auch anspruchsvoll. Wir brauchen starke Persönlichkeiten, die mit den besonderen Herausforderungen umgehen können. Der Dienst an der Gesellschaft ist fordernd, aber als Teil der großen Polizeifamilie durchaus leistbar.

Wie wichtig sind Gehalt und finanzielle Anreize bei der Entscheidung, zur Polizei zu gehen? Sind das häufige Themen bei Bewerbungsgesprächen?

Natürlich gibt es bei den Recruiting-Veranstaltungen immer wieder auch Fragen zum Gehalt. Deshalb wurde durch die Recruiting-Offensive des Bundesministeriums für Inneres unter anderem auch das Anfangsgehalt der Aspiranten (Polizisten in der Grundausbildung) angehoben. Weitere Anreize wie ein gratis Klimaticket oder die Möglichkeit der Führerscheinausbildung während der Grundausbildung verstärken das Interesse naturgemäß.

Wie gestaltet sich die Arbeitszeit bei der Polizei in der Steiermark? Gibt es Modelle, die auf die Bedürfnisse von Familien Rücksicht nehmen?

Es gibt im Rahmen des Beamtendienstrechts Möglichkeiten, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Allerdings muss den Bewerbern bewusst sein, dass Polizeiarbeit 24/7 gewährleistet sein muss. Daher ist wie in anderen Bereichen (Arzt, Krankenpflegedienst, Berufsfeuerwehr …) auch mit Nacht- und Wochenenddiensten zu rechnen.

Wie viele Frauen und Männer sind aktuell in der Steiermark im Einsatz? Und wird weiteres Personal gesucht, um den Bedarf zu decken?

Der Frauenanteil in der Polizei beträgt derzeit rund 30 Prozent - in den Grundausbildungslehrgängen teilweise bereits über 50 Prozent. Wie bereits erwähnt, sind wir immer wieder auf der Suche nach geeigneten Interessenten und daher auf einer Vielzahl von einschlägigen Veranstaltungen (z.B. Berufs- und Bildungsmessen) präsent. Die Polizei in der Steiermark hat nunmehr einen historischen Höchststand (ca. 4.600 Polizistinnen und Polizisten) erreicht.

Wie lange dauert die Ausbildung bei der Polizei und welche Schritte umfasst sie?

Die Polizeigrundausbildung dauert insgesamt zwei Jahre, die bereits auch Praxisphasen enthalten. Sie ist so vielfältig wie der Beruf selbst: praxisorientiert und vernetzt mit den verschiedenen Ausbildungsinhalten. Dabei wird umfassendes rechtliches, einsatztaktisches und technisches Wissen vermittelt. Ebenso werden persönlichkeitsbildende und sozialkommunikative Einheiten und umfangreiche Trainings absolviert. Die Ziele sind, Handlungssicherheit und Bürgernähe auf Basis eines menschenrechtskonformen Verhaltens zu vermitteln.

Ist es notwendig, zuerst im Streifendienst zu arbeiten, bevor man eine Laufbahn als Kriminalbeamter einschlagen kann?

Für alle Sonderverwendungen in der Polizei gilt es, zuerst einige Jahre im Streifendienst zu verrichten. Erst dann gibt es die Möglichkeit, sich zu spezialisieren.

Manche Situationen führen dazu, dass auch erfahrene Polizisten an ihre persönlichen Grenzen stoßen? Werden spezielle Trainings oder Betreuungsangebote für solche Fälle bereitgestellt? Gibt es Fälle, in denen Polizisten den Druck der täglichen Arbeit nicht standhalten? Welche Maßnahmen gibt es, um die psychische Gesundheit der Beamten zu unterstützen?

Bereits seit einigen Jahren gibt es polizeiintern die Einrichtung des so genannten „Peer Supports“. Das sind Kollegen aus der Praxis, die besonders geschult auf die Bedürfnisse des Einzelnen eingehen können. Diese Einrichtung ist nicht verpflichtend, wird aber in den vergangenen Jahren immer mehr in Anspruch genommen.

Wurden viele Kinder im Jahr 2024 in der Steiermark als vermisst gemeldet, und wie viele davon konnten wiedergefunden werden?

Meist handelt es sich bei den Kindern um Kurzzeitabgängige, die nach wenigen Tagen wiedergefunden und den Erziehungsberechtigten übergeben werden können. Oft handelt es sich um so genannte „Dauerabgängige“, die immer wieder für ein paar Tage verschwinden. Das heißt, die Aufgriffsquote bei abgängigen Kindern beträgt nahezu 100 Prozent.

Gibt es Statistiken zu vermissten Erwachsenen? Wie hoch ist der Anteil derer, die nicht wieder auftauchen?

Abgängigkeit von Erwachsenen ist gesondert zu betrachten. Als freier und im vollen Besitz seiner geistigen Fähigkeiten stehender Erwachsener kann man seinen Aufenthaltsort frei wählen und muss auch niemanden darüber Bescheid geben.  Steht allerdings der Verdacht eines Unfalls oder eines Verbrechens im Raum, werden von der Polizei entsprechende Fahndungsmaßnahmen eingeleitet. Mehr Informationen dazu gibt es auf der  Homepage des Bundeskriminalamtes: KAP – Kompetenzzentrum Abgängige Personen.

Wie viele Mordfälle gab es 2024 in der Steiermark und gibt es Unterschiede in der Häufigkeit zwischen den Geschlechtern?

Vollendete Mordfälle scheinen in der Steiermark für 2024 insgesamt fünf auf. Bei drei Fällen hat sich der Täter nach der Tat suizidiert. Bei allen Fällen war der Täter männlich (drei weibliche Opfer). Alle Fälle wurden aufgeklärt, d.h. in diesem Deliktsfeld liegt die Aufklärungsquote bei 100 Prozent. 

Wie oft werden Polizeiinspektionen zu Einsätzen wie Nachbarschaftsstreitigkeiten gerufen? Wie wird entschieden, welche Anrufe Priorität haben?

Von der Polizei wird jede Anzeige ernst genommen, entsprechende Erhebungstätigkeiten werden eingeleitet. Die Polizei hat eine gesetzliche Verpflichtung zur Gefahrenerforschung. Meistens stellen sich die Nachbarschaftsstreitigkeiten als Privatrechtsdelikte bzw. Zivilrechtsangelegenheiten heraus, womit die Polizei keine weiteren Befugnisse mehr besitzt. Eine Statistik wird nicht geführt. 

Muss jeder eingehende Notruf bearbeitet werden, oder gibt es Fälle, in denen eine telefonische Beratung ausreichend ist?

Die Notrufe werden ausnahmslos von der Landesleitzentrale der Polizei entgegengenommen. Der Notrufbearbeiter wird in der Regel die nächstgelegene Polizeistreife verständigen und von dieser werden die Ersterhebungen aufgenommen. Erst danach wird das weitere Einschreiten der Polizei festgelegt.

Wie bereitet sich die Polizei auf mögliche Krisensituationen wie Naturkatastrophen oder Großereignisse vor? Gibt es spezielle Krisenteams oder Trainingseinheiten?

Krisensituationen oder Naturkatastrophen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich  unvorhersehbar ereignen. Immer wieder werden derartige Situationen mit anderen Einsatzorganisationen beübt, so können sich die Polizisten entsprechend vorbereiten. Bei größeren Ereignissen wird ein Einsatzstab gebildet, dessen Strukturen vorgegeben sind und somit eine Kommunikation und Lageführung auf kurzem Wege möglich machen. Dieses System hat sich sehr gut bewährt und wird auch bei geplanten Großeinsätzen erfolgreich umgesetzt.

Hat sich die Arbeit der Polizei in den letzten Jahren durch gesellschaftliche Entwicklungen, wie etwa die zunehmende Digitalisierung, verändert? Werden dadurch auch Maßnahmen gegen Cyberkriminalität intensiviert? Welche Rolle spielt dieser Bereich aktuell?                       

Fakt ist, dass sich durch den technischen Fortschritt und die Digitalisierung die Deliktsfelder verändert und zu großen Herausforderungen in der Polizeiarbeit geführt haben. Das Thema „Cybercrime“ ist in den letzten Jahren massiv angestiegen und dieser Trend ist auch in Zukunft zu erwarten. Deshalb hat das Bundesministerium auch in diesem Deliktsfeld reagiert. Es wurden beispielsweise Kriminalassistenzdienststellen in den Regionen instaslliert, wo speziell ausgebildetes Fachpersonal Dienst verrichtet. Weiters wurde ein „Cybercrime-Trainings-Center“ geschaffen, um die Polizisten bestens in diesem Deliktsfeld zu schulen.

Welche technischen Hilfsmittel nutzt die Polizei im Alltag? Sind Drohnen, Kameras oder KI-gestützte Technologien bereits Teil des Standardrepertoires?

Grundsätzlich müssen technische Hilfsmittel für den Polizeieinsatz getestet werden. Erst nach erfolgreichen Tests werden diese Hilfsmittel vom Bundesministerium für Inneres ausgeschrieben, angekauft und den Polizeidienststellen zur Verfügung gestellt. Kameras und Drohnen werden schon seit Jahren in der Polizeiarbeit eingesetzt, KI-Unterstützung derzeit noch nicht.

Wie wichtig ist das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizeiarbeit? Was unternimmt die Polizei, um das Vertrauen der Bürger in der Steiermark zu stärken und wie geht die Polizei mit kritischen Stimmen aus der Bevölkerung oder der Presse um? Gibt es besondere Maßnahmen, um Transparenz zu fördern?

Beim OGM/APA-Vertrauensindex für Institutionen 2022 steht die Polizei mit 55 Prozent an der Spitze. Durch eine Vielzahl an Maßnahmen ist die Polizei bestrebt, diesen Status nicht nur zu halten, sondern noch auszubauen. Ich darf beispielsweise an das Projekt GEMEINSAM.SICHER erinnern, bei dem die Polizei auf die Bürger zugeht und somit Probleme und Herausforderungen aus erster Hand wahrnimmt. Transparenz in der Öffentlichkeitsarbeit steht in den Vorgaben an oberster Stelle. Nur durch offene, rasche und transparente Berichterstattung erreicht man das Vertrauen der Öffentlichkeit. Sehr schnell kommen in der „Community“ diverse Gerüchte auf, die von der Öffentlichkeitsarbeit sehr rasch und transparent richtiggestellt werden müssen.

Welche Präventionsprogramme gibt es, um junge Menschen über Sicherheit und Gefahren aufzuklären? Besucht die Polizei z. B. Schulen, um Jugendlichen mehr über den Polizeiberuf zu erzählen?

Seitens der Polizei gibt es einige Präventionsprogramme, die vor allem an den Schulen präsentiert und umgesetzt werden. Diese Programme sind altersangepasst und werden auch von den Schulen sehr gerne angenommen. Beispiele dafür sind „Kinderpolizei“, „CyberCids“, „Under18“ oder „RE#work“ (Extremismusprävention). Der Recruiting-Gedanke ist bei diesen Projekten zweitrangig.

Werden spezielle Aktionen oder Projekte für Jugendliche angeboten, die daran interessiert sind, Polizist zu werden?

Zielgruppe bei den Recruiting-Veranstaltungen ist die Altersgruppe von 15 bis 18, da diese meist kurz vor dem Schul- bzw. Berufsabschluss steht und eventuell Interesse am Polizeiberuf hat. Spezielle Aktionen oder Projekte diesbezüglich gibt es derzeit nicht.

Welche Maßnahmen gibt es, um Diversität innerhalb der Polizei zu fördern? Werden spezifische Programme angeboten, um mehr Menschen mit Migrationshintergrund oder Frauen für den Beruf zu gewinnen?

Keine gezielten Maßnahmen. Wer Interesse hat, die Voraussetzungen erfüllt und geeignet ist, ist herzlich willkommen. Frauen und Männer sind im Polizeiberuf absolut gleichgestellt.

Welche Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung gibt es für Polizeibeamte? Wie wichtig sind Fortbildungen und Spezialisierungen in der Karriereplanung?

Nach der Grundausbildung bieten sich den Polizisten eine Vielzahl an Weiterbildungsmöglichkeiten. Grundlegend darf hier die Grundausbildung für „dienstführende Beamte“ (mittlere Führungsebene, Kommando von Inspektionen und Fachbereichen) oder die gehobene Laufbahn („Offiziere“ bzw. „leitende Beamte“) mit inkludiertem Studium und akademischem Abschluss an der Sicherheitsakademie bzw. FH genannt werden. Zudem gibt es während der Berufslaufbahn zahlreiche Spezialisierungsmöglichkeiten (Diensthundeführer, Kriminalbeamte, Einsatzkommando Cobra uvm.).

Gibt es internationale Austauschprogramme oder Fortbildungen mit anderen Polizeibehörden in Europa oder weltweit?

Ja, gibt es. Hospitationen sind bilateral durchaus üblich.

Inwiefern beeinflussen aktuelle gesellschaftliche Themen wie der Klimaschutz oder politische Bewegungen die Arbeit der Polizei? Gibt es häufiger Einsätze bei Demonstrationen oder Veranstaltungen? Wird jede Demoanfrage genehmigt?

Grundsätzlich ist die Aufgabe der Polizei die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, Ruhe und Sicherheit. In den letzten Jahren ist eine Zunahme von Demogeschehen, vor allem in Graz, zu verzeichnen. Es darf grundsätzlich erwähnt werden, dass die Polizei keine Demonstrationen genehmigt oder nicht genehmigt. Das Recht, sich zu versammeln, ist in den Grundrechten (Europäische Menschenrechtskonvention) und somit auch in der Österreichischen Bundesverfassung verankert. Versammlungen, so der rechtlich richtige Begriff, müssen spätestens 48 Stunden davor angezeigt werden. Die Behörde prüft nun, ob gesetzliche Untersagungsgründe vorliegen. Ist dies nicht der Fall, darf die Versammlung durchgeführt werden und bedarf keiner weiteren „Genehmigung“ der Polizei oder der Behörde. Jede Versammlung wird seitens der Polizei einer Einzelfallprüfung unterzogen und aufgrund des Ergebnisses dieser Prüfung wird der polizeiliche Einsatz geplant und festgelegt und ist somit mit mehr oder weniger Aufwand

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