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Was uns bewegt: Krisen, ihre Bewältigung und – Pädophilie


DDr. Prim. Michael Lehofer kennt die menschliche Psyche. Der Facharzt für Psychiatrie, Neurologie, klinische Psychologie und Psychotherapeut ist auch Philosoph und Autor zahlreicher Bücher. Wir sprachen mit ihm über Genuss, Krisen, Gelassenheit und auch – angeregt durch den Fall Teichtmeister - Pädophilie.

Bis vor gar nicht so langer Zeit waren psychische Erkrankungen von der Gesellschaft stigmatisiert, zum Teil sind sie es leider auch heute noch. „Menschen, die an einer solchen Erkrankung leiden, werden geächtet, was zusätzlich zum krankheitsbedingten Leiden eine große Belastung darstellt.“ So schildert der langjährige ärztliche Direktor des Landeskranken- hauses Graz II, Michael Lehofer, die Situation der Betroffenen.

„Zum Glück hat sich in den letzten Jahren einiges verändert.“ Man fange an zu begreifen, dass es keine Schande sei, an einer psychischen Erkrankung zu leiden.

„Kranksein, ob körperlich oder psychisch, gehört zu unserem Schicksal und ist quasi ein Ausdruck von Normalität. Kranken gebührt unser Mitgefühl.“ 

Genuss, so der Psychiater, habe sehr viel mit der Wahrnehmung zu tun. „Wenn wir chronisch angespannt sind, können wir weniger wahrnehmen. Insofern hat unsere Fähigkeit, zu genießen, mit dem individuellen Stresslevel zu tun.“

Auch zum Thema Krisen hat sich Lehofer Gedanken gemacht. „Zweifelsohne benötigen wir Krisen, um stärker zu werden. Sie sind Situationen der existenziellen Bedrohung. Wenn das Beharren auf der eigenen Identität nicht mehr funktioniert, muss ich mich ändern, um zu überleben. Und genau das ist die Chance, die in Krisen steckt.“

Wichtig sind auch Geduld und Gelassenheit. „Bis zu einem gewissen Grad kann man beides lernen. Wenn einen das Leben lehrt, das Ungeduld nichts bringt oder die Situation sogar schlimmer macht, ist das eine Lektion für Geduld. Gelassenheit hingegen ist die Fähigkeit, Dinge sein lassen zu können, die man nicht ändern kann. Viele Menschen versuchen ständig, Tatsachen statt ihre Probleme zu lösen. Tatsachen und Probleme unterscheiden zu lernen, wäre ein guter Schritt in Richtung Gelassenheit.“

Angesprochen auf den aktuellen Fall des Schauspielers Florian Teichtmeister, bei dem unzählige pornografische Bilder von Kindern und Jugendlichen gefunden wurden, bezieht Michael Lehofer klar Position: „Das ist natürlich Missbrauch, denn den Bildern liegt ja ein Missbrauch zugrunde. Abgesehen davon, dass so etwas zutiefst abstoßend ist, wird die Existenz eines Geschäftsmodells, das auf dem Missbrauch von Kindern beruht, durch den Konsum dieser Bilder erst möglich. Sobald man diese Bilder besitzt, ist man Teil eines Täternetzwerks.“ Pädophilie sei jedenfalls nicht angeboren. Therapeutische Möglichkeiten gibt es, die Prognose sei jedoch, so Lehofer, grundsätzlich relativ schlecht.

Lehofer hat auch einige Bücher geschrieben – als alleiniger Autor sind es sechs. Zeit zum Schreiben findet der Arzt abends und am Wochenende. „Es ist eine Art Freizeitbeschäftigung für mich.“

Neben dem Schreiben ist Michael Lehofer „ein begeisterter Genießer von Kultur in jeglicher Form“. Insbesondere das Theater und die bildende Kunst haben es ihm angetan. Das passt gewissermaßen zu seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender des Universalmuseums Joanneum. Zusätzlich ist ihm jedoch auch die Bewegung in der Natur wichtig – Zitat: „Ich liebe die Natur.“

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