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Die Karlau wird nach 200 Jahren heller und menschengerechter


 

Der Umbau der Justizanstalt Graz-Karlau läuft auf Hochtouren. Das Gefängnis, das noch aus dem 19. Jahrhundert stammt, soll fit für die Anforderungen des Strafvollzugs im 21. Jahrhundert gemacht werden. Im März 2023 wird der erste von vier Flügeln nicht nur heller und moderner, sondern auch noch sicherer sein.

Als das Schloss Graz-Karlau 1803 in ein Gefängnis umgewandelt wurde, waren die Fenster sehr klein und gegen den Himmel gerichtet. So sollten die Insassen für ihre Verbrechen vor Gott Buße tun – ganz im Sinne der Ideologie jener Zeit. Heute gehen solche baulichen Umstände am Sinn und an den Anforderungen eines modernen Strafvollzuges vorbei. Sogar die Volksanwaltschaft hat festgestellt, dass zu wenig natürliches Licht in die Hafträume gelangt und dass geändert werden muss.

Bis Ende 2025 soll es so weit sein: Für diesen Zeitpunkt ist der Abschluss der umfangreichen Umbauarbeiten in der Justizanstalt geplant. Die wichtigste Veränderung: Alle Zellen im ersten Flügel. Wo auch geistig abnorme Straftäter untergebracht sind, werden Einzelhafträume sein, mehrere Häftlinge in einer Zelle wird es ab dann nicht mehr geben. Und auch die Fenster werden größer und trotzdem entsprechend gesichert. Außerdem wird es in jedem Haftraum ein baulich abgetrenntes WC und eine Minidusche geben.

Dafür werden die bisherigen Mehrbett-Zellen in mehrere kleinere Einheiten geteilt. Dadurch geht in der Karlau – inklusive der Außenstelle Lankowitz - nur wenig Kapazität verloren. Statt derzeit maximal 560 Häftlingen werden dann noch rund 510 Insassen Platz finden. Mit den 65 Bauarbeitern, die am Umbau werkeln, kommen die Häftlinge nicht in Kontakt, sie werden aus Sicherheitsgründen nicht zu den Sanierungsarbeiten herangezogen. Die Kosten betragen rund 33 Millionen Euro. Vier Jahre lang wurde detailliert geplant, bevor der erste Handgriff auf der Baustelle erledigt wurde.

Für das Anstaltspersonal sind die Umbauarbeiten eine große logistische Herausforderung. Einmal in der Woche gibt es eine Besprechung mit den ausführenden Firmen und der Bauaufsicht, in der der aktuelle Baufortschritt und die nächsten Schritte dargelegt werden. Der genaue Überblick ist nötig, um die Insassen zeitgerecht innerhalb des Gefängnisses umsiedeln zu können.

Momentan sind wegen der Umbauarbeiten nur bis zu 450 Menschen in der Strafanstalt Graz Karlau inhaftiert, die von 245 Mitarbeitern überwacht und betreut werden. Häftlinge aus 45 Nationen sitzen in dem Gefängnis ein, knapp mehr als die Hälfte von ihnen sind Ausländer. Die verschiedenen Kulturen, Religionen und unterschiedlichen Sozialisierungen führen naturgemäß zu Spannungen unter den Insassen, die aber von den Justizwachebeamten im Regelfall im Griff behalten werden.

Zu den Aufgaben der Justizwache gehört auch die Kontrolle der Zellen. Dafür werden die Häftlinge abschnittsweise aus den Hafträumen geholt, die dann gründlich durchsucht werden. Der Vorgang wird fotografisch festgehalten, um späteren Beschwerden entgegentreten zu können. Sollte übrigens bei den Kontrollen einmal etwas kaputtgehen, werden die Gegenstände den Gefangenen ersetzt. Nach der Durchsuchung wieder aufräumen müssen sie allerdings selbst. Gefunden werden bei den Kontrollen meist verbotene Handys.

Kontrolliert wird auch die Hygiene – sowohl der Hafträume als auch der Häftlinge selbst. Dies dient unter anderem der Gesundheitsvorsorge in der Anstalt.

Sogar Ehen und Verpartnerung werden in der Karlau geschlossen. Denn auch Häftlinge haben in Österreich das Recht zu heiraten. Manchmal übernimmt auch ein Justizbeamter die Rolle des Trauzeugen, weil die Beamten oft Vertrauenspersonen für die Insassen sind.

Für den interimistischen Leiter der Justizanstalt, Gerhard Derler, der uns durch die Baustelle führte, ist ein respektvoller Umgang mit den Insassen wichtig. „Natürlich müssen wir mit den Häftlingen eine ,gesunde Sprache‘ sprechen und klar stellen, wie die Regeln sind. Aber es gibt einen schönen Spruch: Ächte die Tat und achte den Täter. Das ist das Prinzip in unserem Gefängnis.“

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