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„Reichtum ist nicht das Wichtigste“


Den Zuschauern eines privaten Fernsehsenders ist schon gut bekannt, das südsteirische Multimillionärs-Paar Walter und Susi Temmer. „Reich wie Scheich“ heißt das Format, in dem die Temmers quasi als österreichische Antwort auf die deutschen Reichen „Die Geissens“ auftreten. Wir haben die beiden in ihrem Büro in Leibnitz besucht und die Bekanntschaft von zwei kauzigen, aber zutiefst sympathischen Menschen gemacht.


Empfangen werden wir von Walter Temmer, der uns barfuß und in Badehose in seinem hochmodern eingerichteten Büro begrüßt. Der 43-Jährige redet gern und viel, das ist sofort klar. Er hat immer einen Scherz auf den Lippen, wird aber nie unangenehm. Im Gegenteil: Das Gespräch ist von Anfang bis Ende offen und ehrlich.
Den Grundstock seines Vermögens hat Walter Temmer mit dem Domainhandel gelegt. Er kaufte billig Internetadressen ein, von denen er überzeugt war, dass sie eines Tages viel Geld wert sein würden. Das war vor rund 20 Jahren. Der Millionär hatte des Öfteren ein glückliches Händchen: So sicherte er sich zum Beispiel die Rechte an der Internetadresse „aktien.de“. Um 500.000 Euro verkaufte er sie weiter.


Heute ist er noch immer im Domain-Handel tätig, denn „die Zeit der Möglichkeiten im Internet ist noch nicht vorbei, auch wenn das viele glauben“, ist der Leibnitzer überzeugt.


Über das Internet hat er auch seine Frau Susi kennengelernt. Die Initiative ging von der 28-Jährigen aus. „Ich habe ihn über Instagram kontaktiert, aber nur, weil ich Walter mit einem Wiener verwechselt habe, den ich auf einem Event getroffen hatte und dem er ziemlich ähnlich sieht“, erinnert sich Susi Temmer. „Als ich dann herausfand, dass er gar nicht meine Bekanntschaft aus Wien war, wollte ich mich gar nicht mehr mit ihm treffen.“


Walter bot sogar an, Susi das Benzin für die Anreise aus Oberösterreich zu bezahlen, was sie wiederum lustig fand und sich auf ein Treffen einließ. „Für beide war es allerdings keine Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich der Millionär. Die war vorerst nur einseitig: Susi mochte zwar seine Art und verstand sich mit ihm hervorragend, hatte ihre Gefühle aber durchaus im Griff. Trotzdem ging sie oft mit Walter aus. „Und plötzlich wurde aus reiner Freundschaft mehr!” Das war vor viereinhalb Jahren.


„Heute sind wir nicht nur privat Partner, sondern auch im Business“, sagt Susi und küsst ihren Mann. „Wir sind echte Freunde, das macht unser Leben unglaublich schön. Wir sind beide happy und verstehen uns auf allen Ebenen“, strahlt sie. Für die Liebe hat sie nicht nur ihr Heimatland Oberösterreich aufgegeben, sondern auch ihre Karriere bei Hofer. Dort arbeitete Susi in der Einkaufszentrale und hatte einen gut bezahlten Job.


Arbeit haben die Temmers auch ohne Anstellung genug: „Bei uns ist Büro und Arbeit vermischt, gute Ideen entstehen überall“, versichert Susi. Acht Mitarbeiter haben sie, es sei ein tolles, eingespieltes Team. Gut mit diesem umzugehen, sei selbstverständlich. „Wir behandeln niemanden von oben herab, es wird immer ein Bitte und ein Danke geben. Es ist uns auch wichtig, dass Mitarbeiter respektvoll miteinander umgehen. Wir ziehen alle am selben Strang, das ist unser Credo.“ Walter Temmer nennt ein Beispiel für das hervorragende Betriebsklima: „Eine Mitarbeiterin hat gesagt, hoffentlich bekomme ich kein Corona, ich möchte nicht zu Hause bleiben, denn bei euch ist es so angenehm und lustig zu arbeiten‘.“


Essenziell ist für die Temmers der regelmäßige Auftritt auf Social Media Plattformen. Das gehen sie hochprofessionell an. Ihre Spots werden im hauseigenen Filmstudio gedreht, ein Kameramann und Cutter wurde extra dafür eingestellt. Auch einen Regisseur beschäftigen die Temmers hin und wieder, um neue Video-Ideen umzusetzen.
40 Unternehmen oder Beteiligungen hat Walter Temmer, im Moment beschäftigt er sich stark mit Immobilien. „Wir bauen relativ viele Wohnungen in der Südsteiermark, hier um die Ecke errichten wir gerade 128 Wohnungen, die bald beziehbar sind. Auch Doppelhaushälften sind im Entstehen.“ In Gralla baut er eines der größten Selfstorage-Projekte Österreichs mit zusätzlichen Büros, ein noch größeres ist für Klagenfurt geplant, die Genehmigungsverfahren laufen.


Freizeit bleibt dem Millionärspaar fast keine. „Die vergangenen beiden Jahre war es praktisch null“, gestehen Walter und Susi ein, „wir haben echt 24/7 gearbeitet. Jetzt versuchen wir, uns ein bisschen zurückzunehmen und auch hin und wieder einmal kurz wegzufahren, zum Beispiel nach Velden, um das schöne Kärnten zu genießen.“
Der Reichtum, erzählt Walter, sei ihm nicht in die Wiege gelegt worden: „Meine Eltern haben seit Jahrzehnten in Leibnitz ein Autohaus. Der Papa ist zwar schon in Pension, führt es aber noch immer, ohne sein Geschäft wäre er nicht derselbe.“ Er selbst, so Walter, sei in der Schule nicht der Fleißigste, aber auch nicht der Faulste gewesen. Im letzten Halbjahr vor der Matura habe er von 14 Noten acht Fünfer gehabt. „Ich habe meinem Vater erklärt, dass das in Wirklichkeit ja nur drei sind – in Latein, Englisch und Mathematik – weil in den anderen Fächern nur die Anwesenheit zählt. Naja, im Herbst musste ich zur Wiederholungs-Matura antreten und habe sie natürlich geschafft. Ich war halt ein umtriebiger und sicher nicht einfacher junger Mann“, lacht Walter Temmer

Nach der Matura studierte er Jus und Betriebswirtschaftslehre. „Das habe ich allerdings bald abgebrochen“, erinnert sich der Millionär. Da saßen Leute, die mir erklärt haben, wie man erfolgreich wird. Das waren sie selber aber nicht wirklich. Ich war überzeugt, dass ich es anders machen werde – das ist bis heute so. Das Ärgste war bei einer Marketingvorlesung, bei der mir der Vortragende erzählt hat, wie man Milliarden machen kann. Da wurde mir klar, dass der nicht einmal einen Würstelstand erfolgreich führen könnte.“ Er habe in diesem Moment begriffen, dass bei diesem Studium alle das Gleiche von jemand lernen würden, „der sein Wissen oder Nichtwissen weitergibt, es aber niemals gelebt hat.“


Susi Temmer war im Gegensatz zu ihrem Mann „immer eine Einser-Schülerin“. „Ich hätte ohne Probleme studieren können, aber Geld verdienen war mir wichtiger. Ich wollte meinen Eltern nicht auf der Tasche liegen, wollte unabhängig sein, mir ein eigenes Auto und eine eigene Wohnung leisten können. Darum habe ich einen guten Job gesucht und bei Hofer auch schnell gefunden. Da kam mir mein Notendurchschnitt zugute, denn damals waren die Aufnahmekriterien bei der Handelskette sehr streng.“
Ihr Reichtum, so die Multimillionäre, sei angenehm, aber nicht das Wichtigste in ihrem Leben. „Wir schätzen es, dass wir viel Geld haben, aber wir jagen ihm nicht hinterher.“ Das Glücklichsein hänge nicht vom Kontostand ab, ist Susi überzeugt. „Glücklich wäre ich mit Walter auch ohne Reichtum. Wir arbeiten einfach fleißig, das Geld ist nur die Belohnung dafür.“


„Ob man es glaubt oder nicht, ich hänge sehr wenig an meinem Geld“, erklärt Walter. „Wenn es plötzlich weg wäre, hätte ich Spaß daran, es noch einmal zu verdienen. Ich würde das positiv sehen, würde in die Hände spucken und neu durchstarten. Vielleicht kann mir ja eine andere Idee wieder Millionen bringen.“
Das Verdiente mit vollen Händen aus dem Fenster zu werfen ist nicht das Ding von Susi und Walter. „Mir ist bei der Kleidung nicht wichtig, ob es Markenware ist“, beteuert Susi. „Ich habe viel zum Anziehen, aber das war alles günstig, ich gehe in ganz normale Geschäfte und will kein Kleid für 100 Euro. Eine Markentussi bin ich nicht. Walter wirft mir manchmal sogar vor, dass ich zu sparsam bin.“


Ihr Ehemann wiederum freut sich, dass seine Susi ist, wie sie ist: „Ich wollte immer eine Frau haben, die sich nicht so für Shopping interessiert, sondern die sich im Unternehmen mit Ideen und Einsatz einbringt. Das ist mir bei meinen vorherigen Partnerinnen immer abgegangen. Ich weiß nicht, was die angesagtesten Taschen bei Louis Vuitton kosten, weil ich daran nicht das geringste Interesse habe – und Susi auch nicht. Eben weil wir uns so ähnlich sind, funktioniert unsere Beziehung so gut; wir können Job, Freizeit und Liebe unter einen Hut bringen.“
Unterschiedlich sind sie allerdings, was die Kreativität angeht. Walter steht morgens mindestens eine halbe Stunde lang unter der Dusche, weil ihm da die besten Ideen kommen. Susi verzweifelt manchmal daran, weil sie lieber strukturiert an Vorhaben herangeht. Sie kann vieles in den Morgenstunden ab 6 Uhr erledigen, aber auch der Sport in den eigenen Fitnessräumen darf nicht zu kurz kommen.

Walters Ideen werden aber danach penibel diskutiert. „Er sprudelt nur so, ich arbeite auch an Einfällen etwas länger.“

An die Öffentlichkeit gegangen sind die Temmers mit ihrem Leben nicht von selbst. Ein privater Fernsehsender habe angefragt und versichert, dass es kein Drehbuch geben werde. „Sie haben gesagt, sie begleiten uns genauso deppert, wie wir sind“, lacht Walter Temmer.
Ein wenig dazu beigetragen hat wahrscheinlich ein Mitarbeiter der Millionäre. „Der von seinem Großvater erzählte, der dachte, dass die Reichen, wie ich einer bin, immer nur wichtig mit dem Sportwagen im Parkverbot stehen und ihnen der Strafzettel wurscht ist.“ Eigentlich habe der Opa recht gehabt, räumt Walter ein. Das Bild des alten Mannes sei aber über den Strafzettel hinausgegangen. „Er hat auch gemeint, dass die Temmers ja ganz lustig sind und nicht nur auf Schickimicki bedacht. Ich gebe zu, ich bin ein bisserl ein Prolet, und das bin ich auch gerne, man muss nicht immer superseriös sein. Mich freut es, dass das dem Großvater gefallen hat. Es gibt auch Reiche, die Spaß am Leben haben und auch mit ganz normalen Menschen gut umgehen können. Ich glaube, wir gehören zu dieser Kategorie.“


Letztlich ist es Walter und Susi Temmer relativ gleichgültig, was andere Menschen von ihnen denken. Vor allem Neider sind ihnen völlig egal. „Man muss damit leben, dass man uns unser Vermögen nicht gönnt. Man kann nicht von jedem gemocht werden, ich akzeptiere das“, versichert Susi.
Walter ergänzt: „Viele Menschen reden darüber und sagen, ,der hat ja nur Glück gehabt‘. Wenn das so ist, habe ich doch alles richtig gemacht und die nicht. Wenn ich jemanden kennen lerne, der noch erfolgreicher ist, dann versuche ich, mir anhand seines Beispiels noch mehr beizubringen. Manchmal gelingt das auch.”
Die Meinung der Anderen über uns sei ihnen egal, sagen die Temmers: „Es ist für uns okay, wenn jemand uns nicht mag, genauso okay ist es auch, wenn man uns mag.“ Echte Freunde seien natürlich sehr wichtig, aber Walter drückt es so aus: „Sagen wir mal, wir haben viele gute Bekannte. Es fehlt die Zeit, um Freundschaften zu pflegen. Aber die Familie ist für uns das Wichtigste.“

Susi kocht gerne, was sich in Corona-Zeiten als Vorteil erwiesen hat. „Wir haben uns am Beginn monatelang eingesperrt und Tag und Nacht gearbeitet. Manchmal haben wir gar nicht richtig mitbekommen, was sich im Zuge der Pandemie so tut“, erinnert sich das Paar.
„In dieser Phase haben wir gesund gelebt“, erzählt Susi. Als Zutaten habe sie genommen, was gesund ist, ihr sind Eigen- kreationen in der Küche wichtig. Momentan gehen Susi und Walter vorwiegend auswärts essen, weil Susi den Buschenschänken und deren „Brettljausn“ niemals wiederstehen kann. „Ich will die Zeit für das Kochen lieber mit meiner Frau verbringen. Den Haushalt erledigt ohnehin unsere Perle Sylvia“, so Walter

Eines ist dem Multimillionär sehr wichtig: Egal, wo er seine Dienste anbietet und sein Geld verdient, die Steuern bezahlt er in Österreich. „Ich will keiner sein, der im Ausland Geld scheffelt und hier keine Steuer bezahlt, aber dann einmal mit einem Scheck für einen guten Zweck wedelt und behauptet, was er doch für ein guter Österreicher ist.“

Walter und Susi Temmer

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