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„Die Ereignisse machen betroffen“


Krieg in der Ukraine, die Corona-Pandemie, explodierende Energiepreise, Inflationsraten, wie es sie seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat – die Politik steht seit zwei Jahren vor enormen Herausforderungen. Auch Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer machen die Ereignisse betroffen.

„Viele Frauen und Kinder aus der Ukraine sind auch in die Steiermark geflohen. Anfang April waren es schon mehr als 5.000 Vertriebene, die in unserem Bundesland Zuflucht gefunden haben“, schildert Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer die Situation. Die meisten Flüchtlinge, nämlich fast 40 Prozent, seien in Graz untergekommen, die zweitmeisten mit rund 11 Prozent in Graz-Umgebung. „Aber es gibt natürlich Ukraine-Flüchtlinge in allen steirischen Bezirken.“ Ein großer Anteil der erwachsenen Ukrainer, die in Österreich Schutz suchen, sei gut qualifiziert. „Sie wollen auch möglichst schnell arbeiten. Wir möchten rasche Verfahren zur Anerkennung von Zeugnissen und Ausbildungen“, versichert der Landeshauptmann. „Es gibt auch schon zahlreiche Unternehmen, die sich aktiv um die Vertriebenen bemühen.“ Schützenhöfer möchte die Entwicklung rund um den russischen Einmarsch in der Ukraine zum Anlass nehmen, unabhängiger von Erdgasimporten zu werden. „Kurzfristig ist das natürlich schwierig. Aber um mittel- und langfristig unabhängiger zu werden, müssen wir verstärkt alternative Energiequellen erschließen. Der weitere Ausbau der Wasserkraft ist dabei eine zentrale Säule.“ Ein Beispiel sei der Bau des Murkraftwerks in Gratkorn.

Mit diesem könne ab 2024 der Strombedarf von rund 15.000 Haushalten gedeckt werden. „Mit der Strommenge könnten aber auch 30.000 Elektroautos jeweils 10.000 Kilometer weit fahren“, freut sich der Landeshauptmann. Entscheidend für die Umstellung auf erneuerbare Energien sei eine Beschleunigung der Verfahren. „Die Umweltverträglichkeitsprüfungen müssen schneller abgewickelt werden“, ist Schützenhöfer überzeugt. Nur so könnten die notwendigen Anlagen für die Erzeugung alternativer Energie rechtzeitig errichtet werden. Corona ist weiterhin ein Thema, auch wenn die wärmere Jahreszeit beginnt und Omikron viel mildere Verläufe mit sich bringt als andere Covid-19-Varianten. „Wir müssen heute die notwendigen Maßnahmen setzen, um gut gerüstet in den Herbst zu starten. Wir alle wissen heute noch nicht, wie sich die Corona-Situation in Zukunft entwickeln wird und welche weiteren Virusvarianten auf uns zukommen werden. Sicher ist jedoch, dass die Impfung wirkt und wir wachsam bleiben müssen. Schließungen will niemand – diese können immer nur das letzte Mittel sein.“ Persönlich, so der LH, hätten Pandemie, der Krieg in der Ukraine, aber auch die Wetterkatastrophen der vergangenen Jahre, ihm viel abverlangt: „Ich gebe zu, dass mir diese Ereignisse nahe gehen und mir zum Teil nach wie vor in den Knochen sitzen. Umso wichtiger ist es mir, dass ich Verantwortung für die Steirer übernehmen darf und das Land mitgestalten kann.“ Als Landeshauptmann sei er vielfach vor großen Herausforderungen gestanden. „Drei Tage nach meiner Angelobung war die Amokfahrt in Graz. Im selben Jahr hatten wir die große Flüchtlingskrise. Später kam die Pandemie und jetzt Omikron. „Das alles waren nicht zu unterschätzende Belastungsproben. Aber es gibt auch Positives, wie zum Beispiel der beginnende Wirtschaftsaufschwung. Das gibt mir Hoffnung.“ Vor diesem Hintergrund sei auch die Initiative Österreich 22 zu sehen. Diese wurde von Schützenhöfer in seiner Funktion als Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz ins Leben gerufen. Die besten Köpfe Österreichs sind dabei eingeladen, Ideen für die Zukunft des Landes zu entwickeln. „Als steirischer Vordenkprozess soll Österreich 22 vor allem auch dazu dienen, ein Bild der zukünftigen Entwicklung unserer Republik zu schaffen. Möglichst viele der im Zuge der Ideenplattform entwickelten großartigen Impulse sollen Realität werden.“ In einer kürzlich erschienen Biografie, die 50 Jahre Hermann Schützenhöfer in der Politik beschreibt, wird auch die Frage angesprochen, ob für ihn Politik Berufung oder Beruf sei. „Beides“, schmunzelt der Landeshauptmann. Spitzenpolitik ist ein Job, in dem man zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten im Einsatz ist, man weiß nie, wann man nach Hause kommen wird. Hermann Schützenhöfer hat in 50 Jahren Politik gelernt, damit umzugehen: „Man muss die Zeit, in der man privat sein kann, nutzen. Und man braucht eine Frau, die Verständnis für das hat, was man tut und die einem manchmal auch ganz unverblümt ihre Meinung sagt. Auch wenn die dann nicht mit meiner übereinstimmt.“ Nicht verzichten möchte Schützenhöfer auf einige Dinge: „Die Familie, gute Gespräche, gute Freunde und ein Schluckerl Wein.“ Aus der Fassung bringt ihn nicht viel, aber „extreme Lügen, bei denen man sofort weiß, das ist die reine Unwahrheit. Das bringt mich zur Weißglut.“ Für seine Enkelkinder findet der Landeshauptmann „leider zu wenig Zeit“. Aber das werde sich in seiner Pension bessern. Nachsatz: „Wann immer die stattfindet.“ Er müsse immer an seine Enkerln denken, wenn er Bilder von Kindern sehe, die im Ukraine-Krieg leiden. „Da bekomme ich nasse Augen“, gesteht der Landeshauptmann ganz ehrlich. „Ich denke mir dann, was können die einen dafür, dass es ihnen so schlecht geht, und was können die anderen dafür, dass es ihnen so gut geht. Kinderaugen lügen nicht, sie verzerren nicht, in ihnen sieht man das Leben, das wir schützen müssen.“ Gute Kleidung ist dem Landeshauptmann wichtig. „Meine ist vielleicht nicht ganz zeitgemäß, aber immer korrekt. Ich trage ausschließlich Blau und Grau. Nur bei Krawatten bin ich leider ein unheilbarer Liebhaber. Ich besitze unzählige, die nirgendwo dazu passen. Das hängt damit zusammen, dass ich mir als Lehrling lange keine Krawatte leisten konnte, deshalb liebe ich sie. Bei manchen Veranstaltungen bin ich mittlerweile der Einzige, der sich eine umgebunden hat. Es gibt nur ein Kleidungsstück, zu dem ich keine Krawatte trage – das ist der Pyjama.“ An die Rolle als Beifahrer im Dienstwagen hat sich der LH inzwischen gewöhnt. „Am Anfang habe ich Schweißbäder ausgestanden. Inzwischen ist es umgekehrt. Wenn ich privat selber am Steuer sitze, ist es eher meine Familie, die ins Schwitzen kommt“, lächelt der Politiker.

LH Hermann Schützenhöfer

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