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Drei Müllmänner sind „on Tour”


Sie haben alle einen Beruf erlernt und in diesem auch gearbeitet. Irgendwann haben sie sich entschlossen, Müllmänner zu werden. Die relativ gute Bezahlung ist nur ein Grund dafür gewesen, es ging den drei Entsorgern, die wir auf ihrer Tour begleitet haben, auch um mehr Zeit für die Familie.

Thomas Hirt ist 39 und gelernter Hafner und Fliesenleger, hat 15 Jahre in dieser Branche gearbeitet. Er ist seit acht Jahren bei Servus und entsorgt den gesammelten Kunststoff. Seit fünf Jahren wird er auf seiner Tour von Max Strasser begleitet. Der 31-Jährige hat eine Ausbildung als Gas-Wasser-Heizungs-Installateur und sattelte nach zwölf Jahren in seinen jetzigen Beruf auf Müllmann um. Der Dritte im Bunde ist Simon Mauerbauer, 26, der Kaminsanierer war und seit kurzem im Team ist. Er steuert den Müllwagen, in den die gelben Tonnen entleert werden.

Bis zu 1.800 Gelbe Tonnen entleert das Trio an einem Tag – abhängig von der Tour. Die führt die Müllmänner durch die Innenstadt, zum Griesplatz und bis nach Andritz. Arbeitsbeginn ist um 5:30, eine halbe Stunde später wird die erste Tonne entleert. „Früher dürfen wir nicht, wegen der Lärmbelästigung“, erklärt Thomas Hirt. Immerhin – der neue Lkw, mit dem sie unterwegs sind, hat einen Schüttmechanismus, der nicht nur vollautomatisch funktioniert, sondern auch leiser ist als bisher.

Um 14 Uhr ist ihre Tour meist beendet. Damit bleibt mehr Zeit für Familie und Hobbys. Thomas Hirt verbringt diese Zeit gerne mit seiner Anita, mit der er seit 16 Jahren zusammen ist, und der gemeinsamen achtjährigen Tochter Leonie. Im Juni soll geheiratet werden. „Endlich“, sagt Hirt. „Wir haben es schon länger vor, aber wegen Corona mussten wir es immer wieder verschieben.“ Gern widmet er sich auch seinen Hobbys: Fußball - Hirt hat bei Pachern und Sturm gespielt - Fischen oder Schwammerl suchen.

Simon Mauerbauer ist zufrieden mit seinem Job. „Ich habe mich schon in der ersten Woche bei meinen beiden Kollegen wohl gefühlt, der Tag kann sehr viel Spaß machen.“ Die Hobbys des „Frischlings“ im Entsorgungsgeschäft: Fußball, Wandern und Computerspiele.

Auch Max Strasser ist ein Familienmensch. Seine Freizeit gehört vor allem seiner Freundin Stephanie und den beiden Kindern, fünf und sieben Jahre alt. Wie Hirt liebt er Fußball, spielt aber auch gerne am Computer. Dass er es in seinen Job als Müllmann bis zur Pension schafft, glaubt er nicht: „Ich laufe doch jeden Tag 15 bis 20 Kilometer bei der Arbeit und ziehe dabei tonnenweise Müll hinter mir her. Als Fahrer könnte man es schaffen, in der Entsorgung in Pension zu gehen, aber als Lader denke ich, ist es schwer.“

Die Arbeit ist körperlich anstrengend, besonders im Sommer. „In der Innenstadt steht da die Hitze und der Geruch ist auch nicht gerade toll“, schildert Hirt. Dabei habe man es mit dem Plastikmüll noch deutlich besser als die Kollegen, die sich um den Bioabfall kümmern. Geduscht wird deshalb nach der Tour in der Firma. „Als ich anfangs einmal ungeduscht nach Hause gekommen bin, hat mir meine Freundin vorgeworfen, dass ich nach saurer Milch stinke.“ Der Winter sei ihm trotz Kälte lieber als die heiße Jahreszeit. Aber alle drei lieben ihren Job, und das spürt man so richtig, denn sie sprühen vor Lebenslust.

Die Rahmenbedingungen der Arbeit sind ebenfalls nicht ganz einfach. „Für viele Menschen sind wir nur ein Störfaktor, der Lärm macht und den Verkehr behindert. Sie begreifen nicht, dass wir nur ihre Stadt sauber halten“, kritisieren die drei Müllmänner. „Aber es gibt auch diejenigen, die uns freundlich die Türe aufhalten, wenn wir die Tonnen auf die Straße bringen müssen. Den meisten Respekt bringen uns Kinder und ältere Menschen entgegen. Die Generationen dazwischen ignorieren uns häufig.“

Ganz ungefährlich ist das Leben als Entsorger nicht. „Wenn Radfahrer auf dem Gehsteig überholen oder sich Elektroautos lautlos nähern, kann das ganz schön brenzlig werden“, sagt Hirt, der bei Servus auch Betriebsrat ist. Weil die Müllmänner immer ein offenes Auge haben, werden sie manchmal auch zu potenziellen Lebensrettern. „“Ein Kind konnte ich einmal gerade noch an der Schultasche zurückhalten, sonst wäre es von einem Radfahrer voll überfahren worden“, erinnert sich Hirt.

Alltäglichere Probleme bereitet die mangelnde Trennungsdisziplin mancher Grazer. In die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack würden nur saubere Leichtverpackungen gehören. „Wäschekörbe, Gartenschläuche oder Styroporplatten sind ein No Go!“ Erst vor kurzem hat das Trio in einem Gelben Sack ein Paar Skischuhe entdeckt. „Den Sack haben wir selbstverständlich stehen gelassen. Und ein Foto gemacht und an die Hausverwaltung geschickt.“ Glas oder Dosen finden sich ebenfalls oft im Plastikmüll. „Und vor ein paar Tagen hat mich im Stiegenhaus ein älterer Herr gefragt, ob wir auch seine fast leere Gasflasche mitnehmen, in denen Helium zum Aufblasen von Luftballons war – das ist aber Sondermüll.“ Das Skurrilste, das sie je im Plastikmüll fanden, war ein enthäutetes, geschächtetes Schaf!

Alle drei Entsorger sind nicht glücklich mit dem Image, das Müllmänner bei manchen Menschen haben. „Wir sind nicht die zweite Wahl oder dumm. Wer uns so sieht, handelt unfair. Wir halten die Stadt sauber und leisten vieles, was die Öffentlichkeit gar nicht sieht“, unterstreicht Hirt. Die Pandemie habe da ihre schönen Momente gehabt. „Da befestigten Bürger Transparente an den Balkonen, auf denen stand: Ihr seid die Helden der Corona-Zeit.“

Simon Mauerbauer, Thomas Hirt und Max Strasser

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